Wenn Rehamaßnahmen nicht genehmigt werden, kann man zum Pflegefall werden. Foto: pixabay Wenn Rehamaßnahmen nicht genehmigt werden, kann man zum Pflegefall werden. Foto: pixabay
Vorwurf von Experte

Bevorzugen Kassen Pflegefälle vor Rehapatienten?

Von
Bevor jemand eine Pflegestufe bekommt, sollte er eine Reha machen, die den Bedarf ermittelt. So lautet die Theorie, doch oft übernehmen die Krankenkassen diese Kosten nicht. Das wirft ihnen ein Bremer Professor vor.

Der Bremer Gesundheitsökonom Prof. Heinz Rothgang hat den Kassen Vorwürfe zu ihrer Bewilligungspraxis gemacht: „Die Rehamaßnahmen zur Begutachtung der Pflegestufe sind teuer, deswegen zahlen die Kassen sie oft nicht“, sagt er in der swr-Sendung Report Mainz.

Die hkk ist in Bremen die einzige Kasse, die dazu Stellung bezieht. Sie weist den Vorwurf zurück: „Wir entscheiden nicht aus Budgetgründen, maßgeblich sind für uns die Empfehlungen der Krankenhäuser, Ärzte und der Medizinischen Dienste der Krankenkasse (MDK)“, sagt Sprecher Holm Ay.

Grundsätzlich haben die Kranken- und Pflegekassen laut Sozialgesetzbuch den MDK-Empfehlungen zu folgen, erklärt Ay weiter. Die hkk setze dies auch bei den Reha-Empfehlungen des MDK im Rahmen einer Pflegebegutachtung um.

Gutachter sind nicht sensibilisiert genug

Bei den durch Krankenhäuser empfohlenen Anschluss-Reha-Maßnahmen und den durch niedergelassene Ärzte empfohlenen Reha-Maßnahmen genehmige die hkk die Maßnahme sofort, wenn die Empfehlung plausibel und eindeutig wirke. Alle anderen Fälle werden an den zuständigen MDK zur Prüfung weitergeleitet, wobei die hkk auch hier der MDK-Beurteilung folgt.

Ay sieht das Problem an anderer Stelle: „Bei den ‘Reha-vor-Pflege’ Begutachtungen spielt die Sensibilisierung der MDK-Gutachter eine erhebliche Rolle. Diese sei bisher nicht in erforderlichem Maß vorhanden gewesen. Gemeinsam mit Rothgang habe der MDK aber bereits Ursachen erforscht und diese an die Gutachter weitergeben.

Patienten lehnen Rehamaßnahmen oft ab

„Danach haben wir festgestellt, dass die Zahl der Reha-Empfehlungen im Juni deutlich zugenommen hat“, so Ay. Aktuell liegen der Krankenkasse 27 derartige Empfehlungen vor, über sie werde nach medizinischer Notwendigkeit entschieden.

Neben der Notwendigkeit spiele noch ein weiterer Faktor eine Rolle bei der Frage, ob die Rehamaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden: „Viele ältere Versicherte wollen nicht an einer mehrwöchigen Rehamaßnahme teilnehmen“, sagt Ay.  So hätten insgesamt  20 von 43 Patienten eine Reha-Teilnahme aus persönlichen Gründen abgelehnt.

Seit einigen Wochen sei die Zahl der Reha-Empfehlungen im Rahmen einer Pflegebegutachtung allerdings stark angestiegen. Aktuell liegen der hkk bereits 27 derartige Empfehlungen vor. 19 der 27 angefragten Versicherten seien zur Teilnahme bereit.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner