Etwa 80 Kinder sind im vergangenen Jahr in Bremen auf dem Schulweg bei Unfällen verletzt worden. Für die Straßenverkehrs-Neulinge ist vieles ungewohnt. „Kinder nehmen den Straßenverkehr ganz anders wahr und lassen sich auch von Kleinigkeiten ablenken“, erklärt Ingo Biniok, Vorsitzender der Verkehrswacht Bremen-Stadt.
Gestresste oder ängstliche Begleitpersonen gefährden die Kinder zusätzlich, weiß Alfred Faust, Verkehrssicherheitsberater bei der Polizei Bremen. Der Weg zum Unterricht und zurück lässt sich jedoch relativ sicher bewältigen, wenn Eltern einige Tipps beherzigen.
Übung macht den Meister
Anfangs heißt es üben, üben, üben: „Die meisten Unfälle passieren beim Überqueren der Straße. Deshalb sollte diese Situation oft wiederholt werden“, heißt es vom Automobilclub ADAC Weser-Ems. „Erwachsene bereiten Kinder am besten vor, indem sie sich selbst vorbildhaft verhalten“, erklärt Faust.
Eltern sollten gemeinsam mit dem Nachwuchs den Schulweg festlegen und ihn abgehen. „Dabei darf man den Kindern aber keine Angst machen“, erklärt Biniok. Mögliche Gefahren sollten besprochen werden, ein sicherer Schulweg sei jedoch auch einer, auf dem sich die Kinder wohl fühlen, ergänzt er.
Der sicherste Weg ist nicht immer der kürzeste
Und dieser ist nicht immer der kürzeste, wie die Polizei sagt. In der Regel sollten, so die Verkehrsexperten einstimmig, Eltern in der „Trainingsphase“ schon vor Schulbeginn ihre Kinder begleiten und sie auf mögliche Gefahrpunkte hin sensibilisieren. Der richtige Zeitpunkt, ein Kind alleine gehen zu lassen, hängt laut Faust aber immer vom Kind selbst ab.
Wichtig sei auch, dass das Kind lernt, wie viel Zeit es für den Schulweg hat. Denn über eine Fahrbahn zu rennen birgt weitere Gefahren. Schlechte Sichtverhältnisse sollten ebenfalls bedacht werden: Helle Kleidung oder gar Warnwesten machen besser auf die kleinen Verkehrsteilnehmer aufmerksam.
Das Auto lieber stehen lassen
Den Schulweg kann man auch spielerisch erlernen. Der ADAC schlägt hierfür einen Rollentausch vor: Kinder bringen die Eltern zur Schule und erklären dabei selbst die gefährlichen Stellen. Mit dem Auto sollten die Kleinen nach Möglichkeit nicht zur Schule gebracht werden – und wenn, dann empfiehlt es sich, den Weg trotzdem vorher per pedes abzugehen und die Kinder einige hundert Meter vor der Schule abzusetzen.
Zu Fuß gehen fördert die Selbständigkeit, erklären die Verkehrsexperten einstimmig, außerdem tut frische Luft und Bewegung vor der Schule gut. Wer seine Kinder mit dem Bus zur Schule schickt, sollte auch dort vorher einiges einstudieren: So sollten die Kleinen beispielsweise nicht vor oder hinter dem Bus über die Straße gehen und an der Haltestelle nicht toben, rät die Polizei.
In der Gruppe unterwegs
Sowohl für den Fußmarsch als auch für die Fahrt mit dem Bus empfiehlt es sich laut Verkehrswacht, kleine Gruppen zu organisieren. „Zusammen fährt es sich leichter“, so Biniok.
Der ADAC empfiehlt, Kinder bis zu zehn Jahren nicht alleine mit dem Fahrrad in die Schule zu lassen.
Zwar lernen Kinder schnell ihr Rad zu beherrschen, aber komplexe Verkehrssituationen, das Linksabbiegen oder auf mehrere Dinge zeitgleich achten zu müssen, überfordere Grundschüler schnell. Die Polizei weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Kinder bis acht Jahre mit dem Fahrrad den Gehweg benutzen müssen – Kinder bis zum zehnten Lebensjahr dürfen das tun.
Informationsveranstaltungen zu einem sicheren Schulweg werden von Polizei, Automobilclub und Verkehrswacht regelmäßig durchgeführt. Auf Anfrage informiert die Polizei bei Elternabenden. Zudem führen die Beamten zu Schulbeginn Verkehrskontrollen im Umfeld der Schulen durch.
von Rike Füller und Andreas Sieler