89 Jahre ist es her, dass der Rahsegler bei der Tecklenborg-Werft vom Stapel lief. Ausschließlich für den Ausbildungsbetrieb gebaut, unternahm das Schulschiff Deutschland bis 1944 insgesamt 28 Fahrten nach Übersee und in der Nord- und Ostsee. 75 Jahre lang wurden „Zöglinge“ an Bord zu Seeleuten ausgebildet – Seit 1996 liegt es mit seinen 86 Metern an der Lesum-Mündung.
Kulturdenkmal „Schulschiff Deutschland“
„Der Wartungsaufwand wird nicht weniger“, sagt Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett. Es gehe darum, die „alte Dame“ zu erhalten. Die „Schulschiff Deutschland“ ist Kulturdenkmal und so darf beispielsweise das Deck nicht lackiert werden. „Wir schrubben es vorsichtig, um es nicht mit der Zeit abzutragen. Zwei Männer brauchen aber für das gesamte Deck zwei Wochen“, erklärt Müller-Fellmett, seit 41 Jahren „an Bord“, weiter.
In der Vergangenheit war die Arbeit auf dem Segler auch mithilfe von so genannten Injobbern bewältigt worden. Inzwischen müssen Vereine auf sie verzichten, sind auf Freiwillige Helfer angewiesen. Dieter Jenniges, Harald Wolf und Christian Kriete sind drei der Ehrenamtler, die regelmäßig nicht nur das Deck schrubben.
Hochzeit im Kapitänssalon
Jenniges kam vor zwei Jahren aus Köln nach Bremen und las in der Zeitung vom Schulschiff. So kam er – ohne Vorkenntnisse, wie auch seine beiden Kollegen – vor einem Jahr zum ersten Mal auf das Schiff. Inzwischen verbringen die drei Männer an zwei Tagen in der Woche fünf Stunden auf der „Schulschiff Deutschland“. Dort kümmern sie sich auch um Besucher und erarbeiten Projekte.
Um den Unterhalt es Schiffes zu sichern, bietet der Verein neben Führungen auch die Möglichkeit, auf dem Schiff zu übernachten, zu tagen und zu feiern, außerdem kann im Kapitänssalon standesamtlich geheiratet werden. „Wir machen alles möglich. Auch Tanzveranstaltungen hatten wir schon an Bord. Schließlich geht es um das Schiff“, sagt Müller-Fellmett.
Zahl der Helfer gesunken
Es ist ein Saisongeschäft, der Verein freut sich, eine schwarze Null schreiben zu können, obwohl es keine öffentlichen Zuschüsse gibt. „Das ist nicht einfach, aber wir standen schon schlechter da“, so der Schiffsbetriebsmeister weiter.
Bei der Arbeit auf dem Schiff versuchen die Freiwilligen, das aktuelle Level zu halten. Dabei seien manchmal auch Kompromisse nötig. Zusätzliche Aufgaben zu erledigen sei oft nicht mehr möglich, nachdem die Zahl der Helfer gesunken ist, sagt der Schiffsberiebsmeister.
Alter und Geschlecht sind egal -Hauptsache Hilfe
Vorkenntnisse sind nicht nötig, Müller-Fellmett als letzter Vollbeschäftigter übernimmt die Einweisung in alle Aufgaben: „Die Möglichkeiten bei uns sind sehr vielfältig, für jede Altersgruppe, egal welches Geschlecht. Vom Malern über den Rostschutz bis zu Tischler- und Elektroarbeiten gibt es immer etwas zu tun. Ich bin da und bilde die Helfer aus.“ Und so tummelten sich unter den Ehrenamtlern schon Lehrer, Pastoren, Pflegepersonal und Versicherungskaufleute.
Wer sich für die Arbeit auf der „Schulschiff Deutschland“ interessiert, meldet sich beim „Deutschen Schulschiff-Verein“ (Zum Alten Speicher 15) unter 658 73 73 oder per Mail an info@schulschiff-deutschland.de Infos unter www.schulschiff-deutschland.de