Deck schrubben, Steuerrad schleifen und Treppen lackieren. Fünf Stunden am Tag schuftet der 16-jährige Merlin Jürgens aus Schönebeck auf der Schulschiff Deutschland – und sieht dafür keinen Cent. „Mein eigentlicher Ferienjob ist geplatzt. Dann habe ich nach einer Alternative gesucht, um mir die freie Zeit zu vertreiben“, erklärt der Informatik-Schüler, während er das Steuerrad des Rahseglers mit Schmirgelpapier bearbeitet.
Verdienst spielt keine Rolle
Nachdem er den Aufruf des „Deutschen Schulschiff-Vereines“ im WESER REPORT gelesen hat, habe er nicht lange gezögert. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett stand seinem freiwilligen Engagement nichts mehr im Wege.
„Ingo hat mich am ersten Tag mehrmals erstaunt gefragt, ob mir bewusst sei, dass ich für meine Arbeit kein Geld bekomme“, sagt Merlin schmunzelnd. Der Verdienst sei ihm nicht wichtig. Vielmehr ginge es ihm darum, seine Sommerferien sinnvoll zu nutzen. „Bevor ich hier angefangen habe, wusste ich nicht viel über das Schiff“, gibt der Schüler zu. „Aber mittlerweile habe ich eine ganze Menge gelernt“, sagt er.
Fünf Tage in der Woche auf dem Schulschiff Deutschland
Merlin kommt täglich zwischen 10 und 15 Uhr an die Lesum und unterstützt die Crew in ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Normalerweise bastelt der Schönebecker auf Anfrage an Internetseiten und bewegt sich viel in der digitalen Welt. Die Arbeit auf dem Schiff stelle einen großen Kontrast zu seinem sonstigen Alltag dar: „Das gefällt mir. Ich betätige mich gerne handwerklich. Außerdem kann ich mich hier richtig verausgaben.“
Das bestätigt auch sein Chef für die nächste Zeit, Ingo Müller-Fellmett: „Merlin hat sich sofort bei uns integriert. Mittlerweile erledigt er seine Aufgaben so, als wäre er schon immer ein Mitglied der Crew. Dabei ist er erst 16 Jahre alt“, zeigt er sich begeistert.
„Die Arbeit verbindet uns“
Harald Wolf ist ebenfalls regelmäßig auf dem schwimmende Denkmal und packt dort an, wo Hilfe benötigt wird. An diesem Tag schmirgelt er gemeinsam mit Merlin das Steuerrad, um es wieder auf Vordermann zu bringen. „Er drückt den Altersdurchschnitt enorm“, sagt er lächelnd und fügt hinzu: „Aber die Arbeit verbindet uns. Ich finde das unheimlich gut, dass sich junge Leute für uns interessieren und hier aus freien Stücken auftauchen.“
„Wir haben den jungen Mann sofort mit eingespleißt, wie der Seemann sagt“, erklärt Müller-Fellmett, der die „alte Dame“ in- und auswendig kennt. Und weil sich der Schüler so gut einfügt, überlegen beide, ob Merlin in den Herbstferien wiederkommt. Zu tun gibt es bekanntlich immer etwas: „Ist man hinten fertig, fängt man vorne wieder an“, sagt der Schiffsbetriebsmeister.