2,3 Millionen Kinder wachsen in Deutschland mit nur einem Elternteil auf, in 89 Prozent der Fälle leben sie bei ihren Müttern. Bundesweit gehen laut einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung rund 61 Prozent von ihnen einer Erwerbstätigkeit nach. 37,6 Prozent der Alleinerziehenden sind aber auf SGB-II-Leistungen angewiesen. Der finanzielle Druck und das Armutsrisiko sei damit in diesen Familien besonders hoch, es liege bei 42,9 Prozent.
„Bremen ist das Land mit der höchsten Arbeitslosenquote, das spiegelt sich auch bei den Alleinerziehenden wieder“, sagt Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts. Er erklärt die hohe Zahl der Leistungsempfänger so: „Wir haben auch den höchsten Anzahl an Teilzeit- und Zeitarbeitsbeschäftigten, deswegen müssen viele aufstocken“, so Schneider weiter.
Arbeitsmarkt in Bremen schlecht für Alleinerziehende
In Bremen sind 27,4 Prozent aller Familien alleinerziehend, in Hamburg 27,3 Prozent, in Berlin 31,8 Prozent. Damit ist Bremen das Bundesland mit der zweithöchsten Quote an Alleinerziehenden. Besonders alarmierend: 57, 7 Prozent von ihnen sind in Bremen auf Sozialleistungen angewiesen, in Berlin wo es mehr Alleinerziehende gibt, liegt dieser Anteil nur bei 47 Prozent, in Hamburg bei 41,1 Prozent.
Wenn der Arbeitsmarkt vergleichsweise schlecht sei, könnten Arbeitgeber Stellen aufteilen um etwa bei Krankheit flexibler zu sein. „Die Möglichkeiten des Staates eine rechtliche Verpflichtung auf andere Arbeitszeitmodellen zu bestehen sind da eher gering“, sagt Schneider. Bremen habe aber immerhin durch den Landesmindestlohn dafür gesorgt, dass die Bezahlung nicht unter ein bestimmtes Niveau absacke.
Väter können keinen Unterhalt zahlen
Um das Armutsrisiko zu sinken, dass laut der Bertelsmann-Studie durch nicht gezahlten Unterhalt begünstigt wird, ist es laut Schneider notwendig, diese durch Unterhaltsvorschüsse aufzufangen. „Ich begrüße deshalb den Vorschlag der Familienministerin, Unterhalt für Kinder bis 14 Jahre zu zahlen“, so der Sprecher. Doch auch hier gibt es in Bremen ein Problem: „Viele der Väter sind nicht zahlungsfähig, weil sie selbst von Sozialhilfe abhängig sind.“
Damit vor allem junge Frauen nach der Geburt ihrer Kinder sich auch beruflich qualifzieren können, hat die CDU bereits im März gefordert, mehr Teilzeitausbildungen anzubieten. Auch die Arbeitnehmerkammer, nach deren Statistik 58 Prozent der Alleinerziehenden nicht arbeiten gehen können, hat ein umfangreiches Programm für Alleinerziehende gefordert. Neben den Ausbildungen müssten zudem flexible Betreuungsmöglichkeiten geschaffen werden.