„Wir haben eine Fledermaus gefunden, was sollen wir tun?“, wird der Nabu derzeit öfters gefragt. Neben erschöpften oder kranken Alttieren haben die Anrufer oft auch Fledermaus-Findelkinder gefunden, die kurzfristig besonderer Hilfe bedürfen.
Doch schon mit einfachen Tricks kann man die Überlebenschance der Winzlinge erhöhen und sie ihrer Mutter zurückgeben.
„Fledermäuse sind keine Haustiere. Sie kümmern sich extrem sorgsam und unnachahmlich um ihren Nachwuchs“, sagt Nabu Geschäftsführer Sönke Hofmann, „deshalb muss man in folgender Reihenfolge aus dem Quartier gefallene Jungtiere an ungefährlichen Orten einfach liegen lassen, sie wieder zurückzusetzen oder der Mutter anbieten.“
Nackt, blind und vollkommen hilflos
Noch bis Mitte August ziehen die Weibchen ihren Nachwuchs in sogenannten Wochenstuben auf. Gerade hausbewohnende Arten wie die recht häufige Zwergfledermaus fallen den Menschen am ehesten auf.
Fledermäuse werden nackt und blind geboren. Sie sind vollkommen hilflos ohne Mutter und werden in den ersten sechs Wochen ausschließlich mit Milch gefüttert.
„Die beiden Milchzitzen dienen auch zum Transport. Die Jungen saugen sich an der Mutter fest, die mehr als die Hälfte ihres eigenen Gewichtes transportieren kann“, berichtet Hofmann.
Beste Überlebenschancen bei Mutti
Fledermausbabys sind wahre Winzlinge, in einen Fingerhut passen bequem zwei frischgeborene Zwergfledermäuse. Die kleinen Wesen, die auf den ersten Blick wie „vierbeinige Käfer“ oder „komische Hummeln“ aussehen, werden oft gar nicht als Fledermäuse erkannt.
Wer eine hilflose Fledermaus entdeckt, sollte sie, wenn notwendig, zunächst mit einem Karton oder Küchensieb gegen Feinde wie Katzen schützen, empfiehlt der Nabu.
Sind die Jungen noch unbehaart, kühlen sie rasch aus und verfallen in Starre, eine nicht zu heiße Wärmflasche hilft. Sind sie noch bei Kräften, rufen sie lauthals nach der Mutter. Für Menschenohren klingen die hohen Ultraschall-Rufe allerdings bestenfalls nur wie ein feines Ticken oder Zirpen.
„Landläufig heißt es ja ‚Mutter ist die Beste‘. Verlorengegangene Fledermauskinder muss man ihnen zurückgeben“, fordert der Naturschützer. Nur sie bieten den Jungen die besten Überlebenschancen. Wer den Eingang zum Quartier entdeckt, sollte das Junge dort wieder hinein setzen.
Handaufzucht: „Das ist was für absolute Spezialisten“
„Am besten fasst man Fledermäuse mit einem Tuch oder Handschuhen an. Allerdings nehmen Fledermausmütter im Gegensatz zu Hasen ihre Jungen auch an, wenn sie nach Mensch riechen“, so Sönke Hofmann.
Ist kein Quartier zum Beispiel anhand von Kotspuren an der Wand auszumachen, sollte das Findelkind bis zur Dämmerung warm und zugfrei verwahrt werden.
„Eine Stunde vor Sonnenuntergang muss man dann das Junge am Fundort der Mutter anbieten“, erklärt der Fledermausfreund. Das Tier wird dazu auf einen Holzklotz in einer großen, leeren Plastikschüssel gesetzt. So könne es sich nicht panisch in einer unerreichbaren Ritze verkriechen, so der Nabu.
Mit etwas Glück hört die Mutter die Rufe und holt das Junge ab. „Wenn es nach zwei Stunden nicht klappt oder schlechtes Wetter ist, muss man die Prozedur im Morgengrauen und am nächsten Abend wiederholen.“
Fledermaus-Hotline eingerichtet
Vor dem Versuch, ein Fledermausbaby in Handaufzucht groß zu machen, rät der Nabu dringend ab. „Das ist was für absolute Spezialisten und oft verlängert man damit das Leiden des kleinen Tieres.“
Der Nabu hat eine bundesweite Fledermaus-Hotline zur Beratung unter 03 02 84 98 450 00 eingerichtet, die tagsüber erreichbar ist. Weitere
Infos gibt es beim Nabu (Vahrer Feldweg 185).