Erwin (16) (v. l.), Madelaine (12), Finja (16) und Enrico (16) werden derzeit von Adrienne Körner zu Junior Guides am Denkort Bunker Valentin ausgebildet.Foto: Füller Erwin (16) (v. l.), Madelaine (12), Finja (16) und Enrico (16) werden derzeit von Adrienne Körner zu Junior Guides am Denkort Bunker Valentin ausgebildet. Foto: Füller
Farge

Jugendliche werden im Bunker Valentin zu Guides

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Madelaine, Finja, Erwin und Enrico verbringen ihre Ferien mit Lernen. Sie pauken Geschichte – im Denkort Bunker Valentin in Bremen-Farge. Dort werden sie derzeit zu Junior Guides ausgebildet.

„Im Unterricht geht es immer nur um die Ost- und Westfront. Es gibt dabei aber keine Schauplätze, an denen man sehen kann, was damals passiert ist“, sagt Enrico. Der 16-Jährige ist erst vor kurzem nach Bremen-Nord gezogen.

Auch Schulklassen nahmen schon an dem Projekt teil

„Ich bin mit dem Fahrrad öfter an dem U-Boot-Bunker vorbeigefahren. Der Schauplatz ist vor der Tür, da sollte man es sich auch ansehen und etwas darüber wissen“, erklärt er seine Beweggründe, an dem Projekt teilzunehmen. Ähnlich wie Enrico ging es auch Finja, Madelaine und Erwin. Keiner der vier Jugendlichen hatte den U-Boot-Bunker bisher aus der Nähe oder von Innen gesehen – obwohl drei von ihnen in Bremen-Nord leben.

Das Junior-Guide-Projekt richtete sich ursprünglich an Schulklassen. Im Rahmen von AGs im Ganztagsangebot konnten Schüler aus ganz Bremen an Schulungen teilnehmen. Inzwischen wird es seit zwei Jahren als Ferienprojekt angeboten. 26 Schüler wurden seit 2011 als Junior Guide am Denkort Bunker Valentin ausgebildet.

Auszeichnung für die Junior Guides

Vor zwei Jahren wurde das Projekt vom Förderprogramm „Demokratisch handeln“ ausgezeichnet. Einmalig daran ist, dass Jugendliche in einer „peer to peer“-Situation an einem Denkort ihre Altersgenossen über die Geschichte aufklären – sie können den Gleichaltrigen oft auf eine andere Weise die Geschichte nahebringen. „Sie arbeiten intensiv inhaltlich am Thema. In Zukunft wollen wir das Projekt auch wieder für den Schul-Ganztag anbieten“, sagt Adrienne Körner, die die Jugendlichen fit für ihre Aufgabe macht.

Die Jugendlichen beschäftigen sich mit Schicksalen

Die Jugendlichen lernen in den ersten zwei Tagen das Gelände und die Umgebung kennen, unternehmen etwa eine Radtour zur Baracke Wilhelmine. Neben dem Koloss geht es aber auch um die Schicksale der Menschen, die dort arbeiten mussten. So beschäftigen sich die Vier mit Zeitzeugen, lesen Tagebucheinträge und Gedichte der Häftlinge.

„Man kann sich so in die Menschen hineinversetzen, die hier unter so schlechten Bedingungen leben und arbeiten mussten“, sagt die zwölfjährige Madelaine. Sie lebte in London, kam vor rund zwei Jahren nach Bremen. „Ich wollte etwas über die Geschichte lernen“, sagt sie.

Peer to Peer: Gleichaltrigen das Thema näher bringen

Während des Projekts erarbeiten die Jugendlichen eine eigene Führung durch den Denkort. Diese proben sie am Ende der Woche in einer Generalprobe, um dann ihren Familien eine Exklusiv-Führung geben zu können. Nach ihrer Ausbildung zum Junior Guide bieten sie zunächst im Familien- und Bekanntenkreis Interessierten einen Rundgang an. „Später können sie auf Anfrage auch Gleichaltrige, beispielsweise Schulklassen, durch den Denkort führen“, erklärt Sandra Kern, Sprecherin des Denkort Bunker Valentin.

Das Innere des Bunkers hatten sich alle vier anders vorgestellt: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so dunkel und gruselig ist“, sagt Madelaine. „Von außen sieht man einfach nicht, wie kaputt der Bunker innen ist“, stellt Enrico fest.

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