Ex-Beluga-Chef Niels Stolberg (M.) mit seinen Verteidigern Bernd Buchholz (l.) und Bernd Groß am Dienstag in Saal 231 des Bremer Landgerichts. Foto: Schlie Ex-Beluga-Chef Niels Stolberg (M.) mit seinen Verteidigern Bernd Buchholz (l.) und Bernd Groß am Dienstag in Saal 231 des Bremer Landgerichts. Foto: Schlie
Beluga-Prozess

Hoffnung für Stolberg, kein vorzeitiges Prozessende

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Am Dienstag ging der Beluga-Betrugsprozess vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Bremer Landgerichts in die nächste Runde. Der Hauptangeklagte Niels Stolberg darf sich jetzt zumindest teilweise Hoffnung machen.

Der 35. Verhandlungstag im Beluga-Betrugs-Prozess begann feierlich: Ein neuer Richter am Landgericht Bremen legte vor der Kammer seinen Eid ab, es gab zaghaften Applaus.

Als danach die Vorsitzende Richterin Monika Schaefer das Wort ergriff und von einer Sitzung aller Verfahrensbeteiligten in der vergangenen Woche berichtete, dürfte dem Hauptangeklagten Niels Stolberg auch ein wenig zum Feiern zumute gewesen sein.

Teile der Anklage entkräftet

Die wichtigste Erkenntnis der Besprechung hinter verschlossenen Türen: In einer „vorläufigen Bewertung“ sieht das Gericht zumindest Teile der Anklage als entkräftet an.

Dabei geht es konkret um die dritte der insgesamt drei Anklageschriften, in der die Staatsanwaltschaft Stolberg und einem weiteren Beluga-Mitarbeiter vorwirft, einen Hamburger Reeder um zehn Millionen US-Dollar betrogen zu haben.

Dubioses Finanzierungsmodell

Im weiteren Verlauf der Verhandlung wandte sich Schaefer mit einigen „grundsätzlichen Fragen“ an den ehemaligen Beluga-Chef. Es ging um den Zeitraum zwischen 2004 und 2008, als Stolberg mit einigen Mitarbeitern ein Modell entwickelte, das ihm ermöglichte, ohne Eigenkapital Schiffe zu erwerben.

Laut Stolberg wurde ihm dieser Weg von einem Mitarbeiter der NordLB aufgezeigt. Später ist er mit dem gleichen Modell bei der Bremer Landesbank vorstellig geworden – allerdings ohne diese über Details zu informieren.

„Mussten den nächsten Schritt gehen“

„Es gab damals keine Überlegungen, das Modell offen zu legen“, erzählt Stolberg: „Wir sind mit einem guten Gedanken losmarschiert und davon ausgegangen, dass wir das nicht brauchen.“

Auf die Frage nach seiner Motivation, diese äußerst riskante Finanzierung überhaupt darzustellen, verwies der Ex-Reeder auf seine „Konkurrenzfähigkeit“: „Wir mussten den nächsten Schritt gehen.“

Prozess wird am 6. September fortgesetzt

Im Vorfeld des Verhandlungstages war darüber spekuliert worden, ob die neuen Erkenntnisse das Verfahren eventuell abkürzen würden. Danach sieht es aber nicht aus. Weil noch diverse Vernehmungsprotokolle und Urkunden durchgearbeitet werden müssen, strich die Kammer die nächsten beiden Verhandlungstag (30. und 31. August) und ordnete ein Selbstleseverfahren an. Alle Beteiligten müssen also eingehend die Akten studieren.

Am 6. September soll es mit einer kurzen Befragung des Angeklagten und einer weitere Selbstleseanordnung weitergehen. Die für den 13. und 14. September angesetzten Termine wurden ebenfalls gestrichen. Weitere Zeugenbefragungen sind derzeit nicht vorgesehen. Das Ende des Verfahrens ist derzeit noch am 26. Oktober angesetzt.

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