Der SV Werder will knapp drei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel der Saison (DFB-Pokal bei den Sportfreunden Lotte am 21. August) noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen und einen echten Knaller verpflichten: Max Kruse (28) soll vom VfL Wolfsburg an die Weser wechseln.
Der Nationalspieler (14 Länderspiele) absolviert bereits am Dienstag seinen Medizincheck in Bremen, der Transfer steht kurz vor dem Abschluss.
Zweiter Anlauf bei Werder
Kruse kennt sich in Bremen bestens aus. Er spielte bereits von 2006 bis 2009 für die Grün-Weißen, kam sich als Jung-Profi aber nicht an der übermächtigen Konkurrenz in Person von Diego und Mesut Özil vorbei.
Der Mittelfeldspieler wechselte damals zum FC St. Pauli. Nach drei Jahren ging es weiter zum SC Freiburg, wo er zum Nationalspieler reifte und nach nur einer Saison zu Borussia Mönchengladbach weiterzog. Vergangenen Sommer holte ihn dann der VfL Wolfsburg für eine Ablösesumme von zwölf Millionen Euro.
Löw schmiss Kruse raus
Bisher kommt Kruse in 166 Bundesligaspielen auf 42 Tore und 43 Assists. Starke Zahlen – allerdings geriet er auch immer mal wieder in Schlagzeilen abseits des Fußballplatzes. Die kosteten ihn seinen Platz in der Nationalmannschaft. Im März 2016 strich ihn Bundestrainer Joachim Löw aus dem Kader für die Spiele gegen England und Italien. Auch zur Euro in Frankreich wurde er nicht nominiert.
Werder würde also einen Spieler bekommen, der in der Vergangenheit nicht nur mit guten Leistungen auf dem Platz auf sich aufmerksam gemacht hat. Kann der Mittelfeldspieler den Bremern auch wirklich helfen?
Vielseitig einsetzbar
Eins hat die bisherige Saisonvorbereitung des SV Werder gezeigt: Es fehlt den Grün-Weißen an Kreativität in der Offensive und Zug zum Tor. Das bringt Kruse auf jeden Fall mit. Er steht für Tempo, gute Technik, gefährliche Standards, eine hohe Spielintelligenz und eine bemerkenswerte Arbeitsrate. Wenn er einen guten Tag hat, kann er Spiele im Alleingang entscheiden.
Kruse ist zudem vielseitig einsetzbar. Ob hängende Spitze, falsche Neun, im offensiven Mittelfeld, auf dem Flügel – sogar als echter Mittelstürmer hat er schon beachtliche Partien hingelegt.
Er bringt auf jeden Fall viele Qualitäten mit, die in Werders Kader schmerzlich vermisst werden und könnte das Puzzlestück in der trägen Offensive sein, das bisher noch gefehlt hat.
Trainingsfaul und Übergewicht?
Was Sorge macht, sind die Meldungen aus Wolfsburg, dass Kruse sich dort in der Rückrunde im Training hat hängen lassen und bereits vor der Winterpause ein Übergewicht mit sich herumtrug. Es wäre an Trainer Viktor Skripnik, den hochveranlagten Spieler wieder auf Kurs zu bringen und ihn in die Mannschaft und das taktische Gefüge zu integrieren.
Bleibt noch die Frage nach dem Geld. Kruse hat in Wolfsburg ein fürstliches Salär von fünf bis sechs Millionen Euro kassiert, soviel wird Werder nicht zahlen.
Allerdings wurde durch die Transfers von Jannik Vestergaard (für 12,5 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach) und Anthony Ujah (für 11,5 Millionen Euro zum Liaoning FC) so viel Geld in die Kassen gespült, dass Werder eine Ablöse und ein durchaus attraktives Gehalt stemmen kann.