Im Jahr 2014 hat die Osterholz-Scharmbecker Stadtverwaltung die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet. Ziel ist es, naturnahe Flächen zu erhalten und neu zu schaffen.
Unter anderem hat man gemeinsam mit Naturschützern so genannte Wildblumen im öffentlichen Raum ausgebracht. Diese Wildblumen, im Volksmund oftmals als „Unkraut“ verschrien, sollen nicht zuletzt heimische Insekten wie die Honigbiene in ihrem Arterhalt unterstützen.
Wildkräuter überragen schon manch Pkw
Naturnahe Flächen finden sich beispielsweise auf dem Verkehrskreisel in Buschhausen sowie in der Straße Am Osterholze. Was rein optisch womöglich nicht jeden Steingarten-Puristen vom Hocker haut, beschäftigt manch Anwohner aber weit über den ästhetischen Aspekt hinaus.
„Die Pflanzen wachsen mittlerweile so hoch, dass wir die Straße gar nicht mehr richtig einsehen können, wenn wir unsere Grundstücke mit dem Auto verlassen“, berichtet Annemarie Frühbrodt.
Sie ärgert sich seit langem über die ausufernd wuchernden „Unkräuter“ entlang der Fahrbahn.
Stadtverwaltung wurde bislang nicht tätig
„Ich habe mich schon im Sommer vergangenen Jahres ans Rathaus gewandt. Aber seitdem ist nichts passiert“, beklagt die Seniorin. Selbst bei der Polizei hat sie ihr Anliegen vor Monaten im Rahmen eines öffentlichen Vortrags zur Verkehrssicherheit vorgetragen. Dort verwies man auf die Zuständigkeit der Stadtverwaltung.
Da die Straße Am Osterholze eine langgezogene Kurve bildet, sei der fließende Verkehr durch die buschigen Pflanzen noch schwieriger einzusehen als ohnehin schon. „Wenn ich selbst auf der Straße unterwegs bin, kann ich meine Grundstückseinfahrt kaum sehen. Ein Katzenauge, das ich deshalb an einem Holzpfahl montiert habe, wurde am Tag darauf von irgendwem wieder abgenommen“, sagt Annemarie Frühbrodt, die auch schon brenzlige Situationen erlebt hat.
Beinahe-Unfall zwischen Auto und Radfahrer
„Einmal bog ich auf mein Grundstück ein und hätte fast einen Radfahrer angefahren, der hinter den hohen Pflanzen gar nicht zu sehen war. Da rutscht einem aber das Herz in die Hose“, erinnert sie sich.
Erst kürzlich hätten sich mehrere Anwohner zusammengesetzt, um über die gefährliche Situation zu beraten. Man hoffe nach wie vor auf eine Entscheidung aus dem Rathaus.
Im Rathaus ist das Thema bekannt
Dort habe man das Thema „auf dem Schirm“, betont Dr. Sven Uhrhan. Der Bau-Dezernent habe sich die Situation „Donnerstagfrüh gerade angeschaut“.
Es sei unter anderem festgestellt worden, dass die Hecken bei Nässe auf den Bürgersteig ragten. „Wir machen dort in Kürze einen Termin mit BioS, Landkreis und allen Beteiligten. Dann werden wir das Modell je nach Ergebnis gegebenenfalls neu bewerten“, so Uhrhan.
Bis dahin müssen die Anwohner sich gedulden. „Bei jeder Fahrt hier raus hoffen wir, dass nichts passiert“, sagt Annemarie Frühbrodt.