Die Vergangenheit Vegesacks ist überall sichtbar: Entlang des Hafens, der Alten Hafenstraße aber auch der Weserstraße finden sich zahlreiche historische Gebäude, die schon zu Seefahrer- und Walfangzeiten dort standen. Die Fußgängerzone im Zentrum Vegesacks ist zudem ein beliebtes Shoppingziel. Eine große Zahl inhabergeführter Geschäfte bietet so manches, das man in großen Kaufhäusern vermisst.
„Einen Gnag zurück schalten“
Mit der Nähe zur Weser und zum Stadtgarten hat das Mittelzentrum aber noch etwas – oder eben auch nicht: „Keine Menschenmassen, keine Hektik, stattdessen Entschleunigung, schnelle Orientierung, ausreichend Parkplätze und eine vielfältige Gastronomie, um nur einige Beispiele zu nennen. Man kann einen Gang zurück schalten“, sagt Sarah Braun vom Verein Vegesack Marketing.
Klassisch: Einzelhandel nur im Erdgeschoss
Das bestätigt auch Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. „Große Ketten sucht man hier vergeblich. Es wurde auch viel investiert, um Leben in die Fußgängerzone zu bringen“, sagt er. Dazu gehören auch die neuen Gebäude, wie etwa das Stadthaus. Klassisch für die Vegesacker Innenstadt ist nämlich, dass die Geschäfte – ob im neuen oder im historischen Bau – lediglich im Erdgeschoss ansässig sind. Darüber sind zahlreiche barrierefreie Wohnungen entstanden.
Zähler geben Auskunft über Kundenströme
Doch Vegesack war nicht immer so belebt, hatte lange mit Leerständen zu kämpfen. Inzwischen ist das Zentrum wieder belebt. Das lässt sich auch objektiv belegen: „In der Gerhard-Rohlfs-Straße, der Reeder-Bischoff-Straße und an der Maritimen Meile wurden Zähler angebracht, die uns gute Rückschlüsse darüber liefern, wann und wo sich wie viele Menschen in Vegesack aufhalten“, erklärt Braun.
Die bisher erhobenen Zahlen gingen in eine „positive Richtung“. Auch an sonst eher schwachen Tagen – etwa am Montag – habe sich die Frequenz erhöht. Diese Entwicklung spreche sich herum, bringe weitere Kunden und damit auch Investitionswillige.
Kleinod in unmittelbarer Nähe
Doch auch abseits der Schlender-Meilen mit ihren zahlreichen kleinen Geschäften gibt es viel zu entdecken. Neben der Maritimen Meile und dem Stadtgarten, dem Schulschiff, dem Museumshafen und dem Angebot rund um Overbeck-Museum und Kito versteckt sich auch entlang der Wesertsraße, in unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone ein Kleinod, wie der Ortsamtsleiter verrät.
An den so genannten „Kapitänshäusern“ laufen viele Menschen vorbei. „Man entdeckt immer etwas Neues und schöne Details an den Fassaden“ sagt Dornstedt. Rundbogen-Fenster, Figuren und Ornamente sind eingearbeitet, der Steinboden vor den Häusern zeigt Spuren längst vergangener Zeiten – ebenso wie die ausgetretenen Stufen vor den Eingangstüren.
Wo einst die Kapitäne lebten
Auf der einen Seite der Weserstraße lebten im 19. Jahrhundert die Kapitäne, wenn sie von ihren Seegängen heim kehrten. Auf der anderen, zur Weser gelegenen Seite, die Kaufleute und Reeder. Sowohl das Straßenpflaster als auch die Gebäude in der Weserstraße sind denkmalgeschützt. Die großen Villen zeugen auch heute noch vom Reichtum der einstigen Besitzer, auch dort lohnt sich ein Blick auf die Details.
In einigen der Häuer leben zudem auch heute noch Nachkommen der einstigen Besitzer. Etwa in der Nummer 83, dem wohl ältesten authentisch erhaltenen Haus in der Weserstraße. Die ehemalige Bäckerei und Keksfabrik Schnatmeyer war dort 1798 gegründet worden und versorgte die Schiffe, die im Hafen in See stachen, mit Brot und Zwieback.