Heute kaum noch vorstellbar: Da fliegt auf einem Schwarz-Weiß-Monitor ein Punkt hin und her, der mithilfe eines Drehknopfs – ja richtig, eines Drehknopfs – wieder zurück gespielt werden muss. Hört sich vielleicht nicht spektakulär an, hat jedoch eine ganze Generation vor dem Bildschirm gefesselt.
Kooperation mit Computer Museum
„Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich bei Spielwaren Wiechlein an der Schaufensterscheibe geklebt habe, weil ich unbedingt auch ‚Pong‘ spielen wollte“, sagt Matthias Weyh, Leiter der Busbibliothek Bremen. Zum 40-jährigen Bestehen dieser fahrenden Einrichtung hatte er sich die Retro-Gaming-Aktion überlegt. Diese hat er nun in Kooperation mit dem Oldenburger Computer Museum (OCM) in die Tat umgesetzt.
„Pong“-Piepen hallt durch die Bibliothek
„Die Spiele zeigen einfach sehr gut die Mediennutzung im Wandel“, so Weyh weiter. Die Spiel-Disketten, Joysticks, Konsolen und Röhrenfernseher sind Leihgaben des OCM. Selbstverständlich musste Weyh sich auch in die Technik – etwa in die korrekte Platzieren der 5-Zoll-Diskette – einweisen lassen und die Spiele ausprobieren.
Das tat er zusammen mit Martin Renz, Leiter der Stadtbibliothek Vegesack. „Wir mussten ja auch die Lautstärke überprüfen, schließlich sind wir hier in einer Bibliothek“, sagt dieser nicht ohne Augenzwinkern. Und tatsächlich darf es dieser Tage ein wenig lauter zwischen den Büchern zugehen. Schließlich soll man das typische „Pong“-Piepen ja auch hören.
Retro-Gaming an Original-Konsolen
Bis zum 29. September können Nostalgiker und Neugierige nun im Erdgeschoss der Bibliothek „Pong“ von 1977 an einem Gamatic 7600, „Ms. Pac-Man“ an einem Atari VCS 2600, „International Soccer“ am Commodore 64 und „Super Mario Bros.“ an der Nintendo NES-Konsole von 1983 spielen.
Alle Konsolen und Röhrenfernseher sind Originale. „Die dürfen auch angefasst und ausprobiert werden“ muss Renz den Bibliotheks-Besuchern immer wieder sagen. Im Laufe des ersten Tages müssen zudem weitere Stühle organisiert werden.
Das Alter bestimmt das Lieblingsspiel
Julia Bassow wollte mit ihren Kindern eigentlich nach Büchern gucken. Nun schaut sie ihnen beim „Zocken“ zu. „Ich habe als Jugendliche auch mit meinem heutigen Mann diese Spiele gespielt. Den Kindern haben wir davon erzählt, aber sie konnten sich das nicht vorstellen. Jetzt spielen sie es selber“,sagt Bassow.
Diana und Konstantin spielen, als hätten sie nie etwas anderen getan. „Das scheint bei dieser Generation völlig intuitiv zu funktionieren, obwohl sie Joysticks nicht kennen“, sagt Renz, Jahrgang 1981 und somit Anhänger von „Super Mario Bros.“. Weyh, 1969 geboren, bevorzugt eher „International Soccer“. Das liege am Altersunterschied, ist er sich sicher.
Die Retro-Gaming-Aktion findet noch bis zum 29. September zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Vegesack (Montag und Dienstag von 11 bis 18 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18 Uhr; Aumunder Heerweg 87) statt.