Tattoo-Studios, private Sicherheitsunternehmen oder die Vermietung sogenannter Modellwohnungen – das sind die legalen Geschäfte, mit denen Rockergruppen ihr Geld machen. Doch Bremens Polizeipräsident Lutz Müller erklärt, das solche vermeintlich legalen Geschäfte oftmals nur dazu dienen, illegale Machenschaften zu überdecken.
„Aus bundesweiten Erkenntnissen wissen wir, dass die Hauptbetätigungsfelder krimineller Rockergruppen Rauschgifthandel, Menschenhandel, Schutzgelderpressung und Waffenhandel sind“, sagt Müller. „Bremen ist für die Rockergruppen ein wirtschaftlicher Markt. Es geht darum, wer hier der Boss ist.“ Und wer die Vorherrschaft inne hält, dürfe entscheiden, was getan werden darf.
30 bis 40 „Hells Angels“ und „Mongols“
Die Sicherheitsbehörden fürchten, dass in Bremen ein neuer Machtkampf innerhalb der Rockerszene entbrennen könnte. Ob der Kampf wirklich ausbricht, ist noch offen, die Behörden sehen aber alle Anzeichen dafür. Zahlenmäßig geht die Polizei von jeweils circa 30 bis 40 „Hells Angels“ und „Mongols“ in der Hansestadt aus.
Besonders die Hells Angels zeigen stärkere Präsenz – und sorgen für reichlich Gesprächsstoff, so wie mit ihrem Clubheim, das sie in Walle in einem Kleingartengebiet eingerichtet haben. Im Beirat Walle fand ein Antrag, den Treffpunkt zu verbieten, keine Mehrheit. Das soll vor allem an dem charismatischen Auftritt des Anführers der Gruppe gelegen haben, Michael Wellering vom Hells Angels Charter MC West Side (der Weser Report berichtete) – ein Auftritt, der auch die Polizei fassungslos zurückließ.
Positive Erwartungen an Rocker
Denn die Gruppe wird nicht nur skeptisch beäugt: So weiß die Polizei, dass es im Kleingarten Anlieger gibt, die positive Erwartungen mit dem Auftauchen der Rocker verbinden, die Hoffnung etwa, dass die Einbruchskriminalität in dem Kleingartengebiet zurückgeht.
Sind die Rocker am Ende gar nicht so gefährlich? Diesem Eindruck will Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) deutlich widersprechen. „Wenn Rockergruppen jetzt sagen, es gehe ihnen um ein tolles Verhältnis zur Nachbarschaft, dann ist das gelogen“, stellt der Senator fest.
Demonstrativ Machtanspruch durchsetzen
„Wir haben in Bremen in der Vergangenheit erlebt, wie solche Gruppen die Bevölkerung mit Repressionen bedrängt haben, wie sie bei ihren Ausfahrten aufgetreten sind, wie sie demonstrativ ihren Machtanspruch durchsetzen wollen. Und hier geht es darum, zu zeigen: Wir sind wieder da.“
Der Polizeipräsident erinnert daran, dass man jede Möglichkeit gesucht habe, den Rockern in Bremen das Leben schwer zu machen. Müller: „Zum Beispiel mit Kontrollen, wenn sie ihre Treffen machen. Dies hat sie in der Szene blamiert. Wir müssen eine klare Haltung zeigen: Das sind keine Freunde der Gesellschaft. Die Botschaft ist: Wir dulden keine Motorradclubs in der Stadt, die sich gegen das Gesetz stellen.“