Schatzsuche auf der Stadtteilfarm Huchting für Kinder. Für Projekte wie dieses, die sich an Kinder bis zehn Jahre richten, ist in Zukunft in Bremen eigentlich keine Förderung durch die offene Kinder- und Jugendarbeit mehr vorgesehen. Eine Schatzsuche für Kinder bis zehn, wie hier auf der Stadtteilfarm? Eigentlich im Plan nicht mehr vorgesehen. Foto: WR
Neues Konzept

Jugendarbeit: Keine Angebote mehr für Kinder?

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Angebote für Kids von sechs bis neun Jahren sind "grundsätzlich" nicht mehr förderfähig: Die Jugendarbeit soll sich künftig vor allem an Zehn- bis 21-Jährige richten. Beiräte kritisieren, dass sie nicht beteiligt wurden.

Ein Spielenachmittag und Hausaufgabenhilfe für Mädchen ab sieben in der Mädchengruppe Huchting. Ansprechpartner von „Alten Eichen“ für Jungs ab acht, die auf der Straße an der Robinsbalje unterwegs sind. Und eine Theatergruppe für Sechs- bis Zehnjährige im Bürgerhaus Obervieland – drei Projekte der Jugendarbeit, die so eigentlich nicht mehr unterstützt werden sollten.

Neues Konzept der Jugendarbeit in Bremen

Zumindest wenn es nach den Plänen der Sozialbehörde geht, die dieses Jahr neue Richtlinien für die Kinder- und Jugendarbeit herausgebracht hat. „Sozialpädagogische Gruppenangebote richten sich grundsätzlich an junge Menschen vom 10. bis zum 21. Lebensjahr“, heißt es dort.

Von den kleineren Kindern von sechs bis neun Jahren, die früher auch gefördert wurden, ist nicht mehr die Rede. Aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKiJA) ist die Offene Jugendarbeit (OJA) geworden.

Kinder raus aus der Förderung, junge Erwachsene rein

Früher waren stattdessen die jungen Erwachsenen nicht förderfähig. „Aber man ist nicht ab 18 Jahren schlagartig erwachsen“, gibt Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde, zu bedenken. „Viele haben auch darüber hinaus einen Förderbedarf – zum Beispiel bei der Berufssuche.“

Ulli Barde vom Jugendhilfeausschuss kann sich vorstellen, dass neben dieser neuen Aufgabe nicht mehr genügend Geld für die jüngeren Kinder übrig war. „Die Mittel für die Jugendarbeit wurden raufgesetzt. Wenn man jetzt noch mehr junge Menschen mit Angeboten hätte versorgen müssen, wäre es richtig teuer geworden.“

Warum die Sechs- bis Neunjährigen nicht mehr das Ziel der Förderung sind, erklärt die Sozialbehörde hingegen mit dem gesunkenen Bedarf. „Wir haben viel mehr Horte und Ganztagsschulen“, so Schneider. „Wir brauchen nachmittags einfach nicht mehr so viele offene Angebote für Kinder.“

Beiräte: Ganztagsschulangebot reicht nicht aus

Eine Farce für Stadtteilpolitiker wie Yvonne Averwerser. „Hier in Huchting gibt es erst eine echte Ganztagsgrundschule,die den Namen verdient„, so die Sprecherin der CDU-Fraktion im Beirat.

Und auch Falko Bries, Beiratssprecher in Huchting, glaubt, dass die Ganztagsschulen nicht alles auffangen können: „Wir haben Straßenzüge, in denen kleine Kinder abends ziemlich lange draußen spielen. Die muss man dort früh ansprechen – mit zehn sind sie für solche Angebote unter Umständen schon verloren.“

Ist die Förderung für Kinder-Projekte doch weiter möglich?

„Im Rahmenkonzept steht, dass sich die Angebote ,grundsätzlich‘ an Kinder ab zehn richten“, meint dazu Schneider. „,Grundsätzlich‘ heißt nicht, dass die Controllingausschüsse im Stadtteil nicht auch mal andere gute Projekte unterstützen können.“

„Wenn es keinen Unterschied macht, hätte man es nicht in die Richtlinien aufnehmen müssen“, meint dagegen Stefan Markus, Beiratssprecher in Obervieland. Und auch Bries, lässt das Argument nicht gelten und erklärt die Schwierigkeiten, die auftreten: „Man stelle sich vor, ein Träger beantragt ein Projekt für Achtjährige, und ein anderer ein Gruppenangebot für Zwölfjährige.

Wenn ich die Richtlinien ernst nehme, muss ich mich „grundsätzlich“ für das Jugendprojekt entscheiden, sonst könnte der Träger klagen. Man bringt den Controllingausschuss damit unnötig in die Bredouille“, so Bries.

Beiräte nur bis 2014 an der Planung beteiligt

Aus der Sozialbehörde heißt es, das Konzept sei mit den Beiräten mit langem Vorlauf abgestimmt. Bries wird wütend, wenn er das hört: Zwar habe es bis 2014 tatsächlich eine Beteiligung gegeben – doch in dem damals beschlossenen Rahmenkonzept waren die Kinder ab sechs noch explizit genannt.

Erst in den weiteren Fachverhandlungen ohne Beiratsmitwirkung seien die kleineren Kinder herausgefallen. „Nicht einmal zur Kenntnis gegeben hat man uns die neuen Richtlinien, bis sie beschlossen waren“, bemängelt auch Markus.

Studentisch geprägte Stadtteile profitieren

Eine weitere Folge der Regelung: Auch die Verteilung des Geldes zwischen den Stadtteilen ändert sich. Denn die orientiert sich unter anderem auch an der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die gefördert werden sollen.

„Ich sage nicht, dass junge Erwachsene keine Hilfe brauchen“, so der Huchtinger Beiratssprecher Falko Bries. „Aber dort wo besonders viele von ihnen wohnen, handelt es sich oft um Studenten – und an die richten sich die Angebote ja gar nicht.“

Studentische Bezirke, wie die Neustadt oder rund um die Uni in Horn-Lehe, profitieren deshalb von der Regelung. Stadtteile mit vielen Kindern haben dagegen eher einen Nachteil.

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