Die Hochschule Bremen will mit der Bundeswehr kooperieren. Foto: WR Die Hochschule muss sparen und will künftig weniger Studienanfänger aufnehmen. Foto: WR
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Bald nur noch 1.200 Studienanfänger in der Neustadt

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Die Hochschule Bremen will die Zahl der Studienanfänger langfristig auf 1.200 reduzieren. Auch sonst muss auf dem Neustädter Campus gespart werden. Wie, das soll demnächst eine Unternehmensberatung vor Ort ermitteln.

Nur noch 179 Stellen für Wissenschaftler sieht der Wissenschaftsplan des Landes Bremen langfristig für die Hochschule Bremen (HSB) vor. Das sind 55 weniger als noch im inzwischen elf Jahre alten Vorläuferpapier, dem Hochschul-Gesamtplan, veranschlagt waren.

Als erste Bremer Hochschule hat die Neustädter Einrichtung jetzt einen Hochschulentwicklungsplan (HEP) vorgelegt, mit dem sie darlegt, wie sie den Wissenschaftsplan des Landes praktisch umsetzen will.

Problem: Mehr Angebote als finanzielle Ressourcen

Die Hochschule hat vor allen Dingen ein großes Problem: Seit Jahrzehnten ist ihr Angebot größer als die finanziellen Mittel, die dafür zur Verfügung stehen. „Die HSB sieht das Ungleichgewicht (…), die damit verbundenen Qualitätseinschränkungen und die ungünstigen Betreuungsverhältnisse mit Sorge, was zu kaum vertretbarer Mehrbelastung der Hochschullehrer sowie der Mitarbeiter in Lehre und Verwaltung führt“, heißt es im HEP.

Laut Hochschul-Sprecher Ulrich Berlin waren nämlich immer deutlich weniger Dozenten beschäftigt als im Hochschul-Gesamtplan kalkuliert. „Die Zahl hatten wir nie“, sagt er. Maximal 160 Stellen seien vom Bremer Haushalt abgedeckt worden.

Hochschulpakt könnte 2020 auslaufen

Im Vertrauen auf den Hochschul-Gesamtplan habe man aber neue Studienprogramme aufgelegt, Labore eingerichtet und Professoren eingestellt – in der Regel Beamte auf Lebenszeit.

Entlastet wurde die Situation ab 2007 durch den Hochschulpakt. Bund und Länder unterstützen die Einrichtung neuer Studienplätze mit einmalig 10.000 Euro. „Diese Drittmittel haben uns geholfen“, sagt Berlin. „Jetzt rechnen wir aber damit, dass der Hochschulpakt 2020 ausläuft.“

Bis 2020 nur noch 1.200 reguläre Studienanfänger

Um dann nicht im Defizit zu versinken, hat der akademische Senat jetzt den HEP aufgestellt. Er sieht vor die Zahl der Studienanfänger auf 1.200 zu begrenzen. Zurzeit sind noch rund 1.600 Anfänger-Studienplätze vom Grundhaushalt finanziert. Gut 300 weitere ermöglicht bisher noch der Hochschulpakt.

Abgesehen von den Studiengängen Journalistik und Volkswirtschaftslehre, die 2019 auslaufen, will die Hochschule aber keine weiteren Angebote streichen. Im Gegenteil: Sie setzt auf neue Zielgruppen.

In erster Linie sollen Menschen für ein Studium begeistert werden, die sich neben dem Beruf fortbilden, also für ihr Studium selbst zahlen. Außerdem will die Hochschule auch stärker mit Unternehmen kooperieren, die ganze Unterrichtsmodule für ihre Mitarbeiter einkaufen. Zuletzt hatte die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr für Proteste gesorgt.

Linke kritisiert Konzentration auf neue Zielgruppen

Schon jetzt steigt die Zahl der dualen Studiengänge. Gab es im vergangenen Jahr noch acht, sind es inzwischen schon 14. „Das ist attraktiv, weil die kooperierenden Unternehmen dafür zahlen“, sagt Berlin. Die Bremer Linke sieht diesen neuen Fokus kritisch.

„Die Hochschule kommt aus der historischen Tradition einer Öffnung höherer Bildungsabschlüsse für breitere Gesellschaftsschichten. Die mit dem Sparkurs des Senats einhergehenden Bedingungen, die privatwirtschaftliche Gelder nötig machen, stellen diese Errungenschaft zunehmend in Frage“, sagt Miriam Strunge, bildungspolitische Sprecherin. Sie fordert mehr Landesmittel für die Hochschule und eine langfristige Finanzierungshilfe des Bundes.

Senatorin: Duale Plätze für Studierende interessant

Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) weist hingegen zurück, dass sich die Hochschule Bremen jetzt zu einer Einrichtung für Selbstzahler entwickle. Das Geld für für die drittmittelfinanzierten Studienplätze stamme schließlich häufig nicht von den Studierenden, sondern von den Unternehmen, bei denen sie beschäftigt sind.

„Diese Studienplätze sind insbesondere für Studierende mit knappen finanziellem Hintergrund hochinteressant, weil sie während des Studiums schon eine Bezahlung erhalten“, so Quante-Brandt.

Unternehmensberater sollen Hochschule beraten

An welchen Stellen es an der Hochschule noch Einsparpotenziale gibt, soll eine Unternehmensberatung herausfinden, die demnächst am Neutadtswall ihre Arbeit aufnehmen wird. Besonders bei den Organisationsstrukturen soll sie Optimierungsansätze finden – und ihre Vorschläge bis Ende 2017 vorlegen.

Quante-Brandt (SPD) lobt die Pläne der Hochschule. „Der HEP bietet der Hochschule Bremen eine auskömmliche Perspektive für 2020 – und darüber hinaus“, sagt sie. Sollten die Studierendenzahlen auf dem Niveau der vergangenen Jahre bleiben, so könnte es vielleicht sogar auch über 2020 hinaus mit dem Hochschulpakt weitergehen. „In der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz, deren stellvertretende Vorsitzende ich in diesem Jahr bin und deren Vorsitzende ich im kommenden Jahr sein werde, werden wir das Thema verhandeln.“

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