Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist direkt neben der Notaufnahme im St. Joseph-Stift in Bremen. Foto: Schlie Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist direkt neben der Notaufnahme im St. Joseph-Stift in Bremen. Foto: Schlie
Zahlen steigen

Bagatell-Erkrankte missbrauchen die Notaufnahmen

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In den Notaufnahmen der Bremer Krankenhäuser sitzen immer mehr Menschen, die eigentlich nicht dorthin gehören. Das führt zu langen Wartezeiten und kostet die Versicherten viel Geld. Dabei wäre die Lösung relativ einfach.

Die Situation kennt wohl jeder: Man sitzt im Krankenhaus und wartet lange, bis man dran genommen wird. Das sorgt für Unmut auch in Bremen. „Es kommen immer mehr Menschen mit Bagatell-Erkrankungen in die Notaufnahme, die hier eigentlich nicht her gehören“, sagt Karen Matiszick. Sprecherin des Bremer Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno).

In den letzten Jahren sind die Zahlen stetig gestiegen. So waren 2013 alleine im Klinikum Bremen Mitte 29.900 Patienten, 2016 sind es schon rund 37.000 Menschen gewesen. „70 Prozent der Neuzugänge sind Bagatellfälle“, hat der Chefarzt Klaus-Peter Herms festgestellt.

Für die Kassenärztliche Vereinigung (KV), den Zusammenschluss der niedergelassenen Ärzte, ist diese Entwicklung nicht nachvollziehbar. „Die Menschen gehen ungehemmt in die Notaufnahmen der Krankenhäuser, zur Hälfte sogar mitten am Tag, während tausende Hausarztpraxen geöffnet sind“, sagt der Bremer Vorstandsvorsitzende Dr. Jörg Hermann.

Hausärze im Bereitschaftsdienst immer erreichbar

Um die Notaufnahmen zu entlasten,  hat die  KV in Bremerhaven ein erstes Projekt gestartet und will mit Flyern die Patienten aufklären, wo sie Hilfe bekommen, wenn die Praxis geschlossen ist. Das Projekt soll  bald auch in Bremen für mehr Aufklärung sorgen. „Viele kennen die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, 116117 nicht. Die kann man bundesweit anrufen, etwa, wenn man Bauchschmerzen hat und nicht weiß, was man tun soll“, so Hermann weiter. Über ein Computersystem werde der Anrufende direkt in die richtige Bereitschaftspraxis geleitet, in Bremen sitzt diese im St. Joseph-Stift, und am Klinikum Bremen-Nord.

Die Überlastung der Notaufnahmen kostet laut Hermann die Allgemeinheit viel Geld. Im Krankenhaus werden mehr Untersuchungen gemacht, weil die Ärzte dort die Krankengeschichte der Patienten nicht kennen. Der Hausarzt sei oft derjenige, der besser helfen könne. Hermann fürchtet zudem, dass diese Kosten in Zukunft steigen: „Gerade setzen sich die Krankenhäuser dafür ein, die dreifache Vergütung für Notfälle zu bekommen.“

Stimmung in Notaufnahmen wird aggressiver

Der niedergelassene Arzt glaubt, dass der Ansturm auf die Notaufnahmen am Ende niemandem nutzt. Schwere Fälle könnten in den Krankenhäusern nicht schnell genug behandelt werden,  andere Patienten müssten unnötig lange warten.

Um die Wartezeiten für Patienten und Schwerverletzten zu verkürzen, hat die Geno ein Sortiersystem nach fünf Stufen eingeführt. Patienten in Lebensgefahr haben damit Vorrang vor Schwerverletzten und allen anderen Fällen.

Lange Wartezeiten führen laut Sprecherin Stefanie Beckröge zu Unmut und Aggressionen. „Leider nehmen solche Fälle zu“, sagt Beckröge. Sollte es zu Auseinandersetzungen oder aggressivem Verhalten kommen, gibt es auf den Klinikgeländen einen Sicherheitsdienst. Doch die Mitarbeiter seien auf solche Situationen vorbereitet und in jedem Raum gebe es einen Notfallknopf mit direktem Draht zur Polizei.

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