Multimedial präsentieren Neuntklässler der IGS Oyten am morgigen Donnerstag von 17 bis 19 Uhr Schülern und Eltern der beiden Jahrgänge nochmals ihre persönlichen „Herausforderungen“. Zugleich wird dies der Startschuss für die nächste Auflage des Projekts, das zum festen Bestandteil des Schulkonzepts werden soll. Foto: Bruns Multimedial präsentieren Neuntklässler ihre persönlichen „Herausforderungen“. Foto: Bruns
Oyten

Persönliche „Herausforderung“ für Oytener Schüler

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In drei Wochen ein sich selbst gesetztes Ziel zu erreichen oder selbstständig eine Aufgabe zu bewältigen, darum ging es im Projekt „Herausforderung“, das Neuntklässler der Gesamtschule Oyten vorgestellt haben.

Von Henrik Bruns

Vor einem Jahr schon hatten die Schüler der Integrierten Gesamtschule Oyten (IGS) des Jahrgangs Pangäa mit den Vorbereitungen für das Projekt begonnen. Mehr als 40 Schüler aus den 9. Klassen hatten sich zu Schuljahrsbeginn einer selbst gewählten, mit Schule und Eltern vereinbarten „Aufgabe mit Bewährungscharakter“ gestellt.

Über einen Zeitraum von drei Wochen galt es für die meisten, einige Kilometer zurückzulegen: Auf dem Fahrrad nach Köln, zu Fuß auf dem Jacobsweg zwischen Lübeck und Oyten, auf Wanderschaft in Schweden oder auch während etwas anderer Sprachenfahrten nach England und Frankreich.

150 Euro für drei Wochen

Der Unterschied zu gewöhnlichen Klassenfahrten war nicht nur der längere Zeitrahmen: Auch wo eigentlich übernachtet werden sollte, war nicht immer klar. Zudem musste jeder Schüler mit maximal 150 Euro auskommen – ein schmales Budget für drei Wochen. „Interessanterweise hatte am Ende niemand sein Geld komplett aufgebraucht“, sagt Jahrgangsleiterin Kirsten Müller.

Als Bootsführerschein-Besitzerin war sie selbst mit vier Jungen auf der Ostsee unterwegs; ein anderer Kollege begleitete elf Jacobsweg-Wanderer, andere Gruppen wurden teilweise von Lehramtsstudenten begleitet. Doch die alltäglichen Aufgaben, die Routenplanung, die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit oder die Verpflegung – darum mussten sich die Jugendlichen selbst kümmern.

Haare waschen in schwedischen Seen

„An vielen schönen Seen, an denen wir vorbeigekommen sind, konnte man sich die Haare waschen“, witzelt etwa Schweden-Reisender Jonathan, der auch vom Wandern, Zelten und von Haferflocken und Nudeln erzählt. Die Pilgergruppe wiederum bat in den Kirchengemeinden um Obdach: „Ein Pastor wollte von uns 25 Euro pro Person für die Übernachtung – da haben wir ihn auf 25 Euro für uns alle runtergehandelt“, berichtet Celina.

Die Koje wiederum war das Schlafgemach für die Segler. „Wir haben uns an zwei Wochenenden gut vorbereitet, anlegen und ablegen geübt oder auch was zu tun ist, wenn wir auf Grund laufen“, berichtet Felix. Nur einer aus der Gruppe hatte schon vor dem Törn Segelerfahrung – jetzt hat es alle gepackt.

An der Herausforderung scheitern gehört dazu

Auch dass man an einer Herausforderung scheitern kann, gehörte zu den Lehren aus dem Projekt. Das etwa passierte einigen Jungen, die auf Longboards nach Köln fahren wollten. Nach rund 100 Kilometern wurde ihnen bewusst, dass das konditionell und mit Gepäck beladen kaum für sie zu schaffen war. Sie brachen ab. „Wir hatten damit gerechnet und Kollegen da, die enttäuschte Schüler in solchen Situationen aufgefangen und sie wieder aufgebaut haben“, erklärt Müller.

Viele Gespräche habe es im Vorfeld aber auch mit Eltern gegeben. „Da kamen schon viele Ängste zum Vorschein. Manche hatten natürlich Schwierigkeiten, loszulassen und ihre Kinder einfach machen zu lassen“, berichtet Müller. Und auch ein nahe liegendes Gegenargument zum Projekt sei gekommen: Die Kinder würden ja nichts lernen.

Schlüsselqualifikationen fürs Leben

„Das sind Schlüsselqualifikationen fürs Leben, die Ihre Kinder da gewonnen haben“, sagt Müller den Eltern heute. Und sie berichtet von „jetzt viel selbstbewussteren“ Schülern. Exemplarisch vom ehemals schüchternen Robin, der mit einem Freund in eine Jugendherberge aufgebrochen war, um dort zu jobben.

Doch was er dort in den ersten Tagen erlebte, grenzte offenbar an Ausbeutung. „Er hat dann all seinen Mut zusammengenommen und dem Leiter klar gemacht, dass es nicht in Ordnung ist, ihn als 15-Jährigen neun Stunden am Tag arbeiten zu lassen.“

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