Doris Stroncik ist derzeit eine vielbeschäftigte Frau. Für die evangelische St.-Willehadi-Gemeinde in Osterholz-Scharmbeck arbeitet sie in der Beratung und Integration von anerkannten Flüchtlingen.
Dabei mangele es häufig an Dolmetschern für „kleinere Angelegenheiten wie Operationen oder der Übertragung von Geburtsurkunden“. Für „offiziellere“ Behördengänge gebe es Dolmetscher seitens der Verwaltungen oder der Arbeitsagentur.
Referenten verzichteten auf ihr Honorar
In dieser Hinsicht ist Abhilfe in Sicht: Heinrich Grün vom Loccumer Kreis übergab Doris Stroncik und Pastor Gert Glaser insgesamt 1.300 Euro für die Flüchtlingsarbeit.
Dieses Geld war im vergangenen Winterhalbjahr zusammengekommen, als mehrere Referenten des Loccumer Kreises im Sinne der guten Sache auf ihr Honorar verzichteten. „Ich fand das eine ganz tolle Idee und kann meinen Dank an die Referenten nur ein weiteres Mal zum Ausdruck bringen“, so Grün.
Viel Arbeit in der Flüchtlingsberatung
„Wir werden uns das Geld gut einteilen und damit sicherlich in dem einen oder anderen Fall Dolmetscher engagieren können“, freute sich Doris Stroncik. Die Flüchtlinge wüssten diese Hilfe sehr zu schätzen.
Auf die Frage, ob sie dieser Tage ausreichend zu tun habe, findet Doris Stroncik schnell eine Antwort: „Sie machen sich keine Vorstellung!“
Deutsche Strukturen sind für Flüchtlinge Neuland
Die Flüchtlinge, die in ihr Büro kämen, hätten oftmals große Probleme, sich mit den „deutschen Strukturen“ anzufreunden. „In Syrien bekamen sie in ihrem Leben – überspitzt formuliert – zweimal Post. Und hier in Deutschland steckt jeden Tag etwas Neues im Briefkasten“, verdeutlicht Stroncik.
Viele Migranten wüssten diese Informationsflut gar nicht einzuordnen. „Da haben Menschen Krieg und Elend erleben. Erklären Sie denen mal, warum es nun plötzlich so wichtig sein soll, eine Rentenversicherungsnummer zu bekommen“, sagt Doris Stroncik.
Verunsicherung durch Informationsflut
All die Formalitäten und Behördengänge führten nicht selten dazu, dass Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterschieden werden könne und Unsicherheiten entstünden. „Ein junger Mann hatte einen Erste-Hilfe-Lehrgang in seinem Betrieb absolviert. Dann kam er ganz verunsichert mit der Bescheinigung zu uns, weil er nicht wusste, was das große ‚Rote Kreuz‘ darauf zu bedeuten habe“, berichtet Gert Glaser, Pastor in St. Willehadi.
Er ist froh, mit Doris Stroncik eine engagierte Mitarbeiterin im Gemeindehaus zu wissen. „Es handelt sich um eine 20-Stunden-Stelle, aber Arbeit wäre eigentlich viel mehr vorhanden“, so Glaser.
Immerhin sei in Bezug auf die Dolmetscher nun – auch dank des Loccumer Kreises – Besserung in Sicht. Gert Glaser freut sich in diesem Zusammenhang auch über die „Amtshilfe“ der jezidischen Gemeinde. „Die hilft uns immer wieder mit Übersetzungen oder fährt Flüchtlinge zu Terminen“, freut sich der Pastor.