Gefählich: Ingmar Stadelmann geht über Grenzen. Foto: pv
Ingmar Stadelmann im Gespräch über Menschen, die Satiriker maßregeln und Show-Kandidaten, die für Geld fast alles machen.
Herr Stadelmann, sind Sie auch käuflich?
In gewissem Maße schon. Wir prostituieren uns alle irgendwie beim Fernsehen. Es ist nur die Frage, ob auf dem Straßenstrich oder im Luxusbordell.
Und wo sind Sie?
Ich schätze, im Bordell. Noch sind die Kunden sehr nett zu mir…
Die Gäste Ihrer Fernsehshow „Mission Wahnsinn“ (ProSieben) machen die verrücktesten Dinge für Geld. Überrascht Sie das noch?
Nicht wirklich. Aber bei uns geht es eigentlich nicht um Geld. Mit nur 5.000 Euro kann man sich nicht zur Ruhe setzen. Der Spaß am Wahnsinn steht im Vordergrund.
Gar nicht spaßig hört sich der Titel Ihrer aktuellen Comedy-Show an: „Humorphob“. Was meinen Sie damit?
Die Angst vor Humor, die wir entwickelt haben. So richtig aufgefallen ist mir das nach „Charlie Hebdo“. Seitdem wird Humor wahnsinnig ernst genommen. Wie bei Böhmermann. Da sind die Verhältnisse total verrutscht. Viele meinen, als Satiriker muss man Rücksicht nehmen. Aber es geht um Draufsicht. Und die muss manchmal rücksichtslos sein.
In der Programmvorschau heißt es, dass Ihr Humor da einsetzt, wo der Spaß aufhört. Haben Sie ein Beispiel?
Ich finde es spannend, dass man Hitlers „Mein Kampf“, natürlich kommentiert, jetzt bestellen kann. Und bei Amazon kann man das Buch auch bewerten – mit einem gelben Stern. In solchen Situationen Zusammenhänge herzustellen, ist mein Anliegen.
Kann man Terroranschläge auch mit Humor nehmen?
Jeder Terroranschlag ist ein „zivilisatorischer Unfall“, dem wir mit „heroischer Gelassenheit“ begegnen sollten. Das habe ich von dem Politikwissenschaftler Herfried Münkler gelernt. Und so spreche ich auch darüber. Man kann sehr wohl über Sachen lachen, ohne das Thema dabei ins Lächerliche zu ziehen. Wenn ich den Namen Hitler sage, mache ich mich ja auch nicht gleichzeitig über Millionen vergaster Juden lustig.
Am heutigen Sonntag, 20 Uhr, sind Sie mit Ihrer Show im Bremer Fritz zu Gast. Machen Sie sonst noch etwas in der Stadt?
Wenn ich in Bremen bin, gehe ich immer an der Schlachte Zander essen. Wir haben die Lateline-Shows im Weserhaus produziert und deswegen kenne ich die Stadt ganz gut. Und ich mag dieses Bremer Laissez-faire. Ihr seid so ein wahnsinnig entspanntes Publikum. Da wird geguckt, kurz überlegt, ob‘s auch wirklich lustig war, und dann gelacht. Das mag ich.
