Es sind drei Punkte, die den Stadtteilpolitikern sauer aufstoßen: die insgesamt 590 Wohneinheiten, die am Werdersee entstehen sollen, die Tatsache, dass an der Habenhauser Landstraße Bäume für die Erschließung gefällt werden müssen und die Tatsache, dass die erwarteten Lärmwerte zumindest in einem Teil des geplanten Wohngebiets über den gültigen Grenzwerten liegen.
„Ich glaube, dass wir Wohnungen brauchen, aber nicht alle an einer Stelle“, sagte Beiratssprecher Jens Oppermann (SPD). Gemeinsam mit der Grünen hat seine Fraktion den Antrag eingebracht, der am Ende vom Beirat verabschiedet wurde. Noch einmal hat das Gremium bekräftigt, dass es den Bebauungsplan in seiner vorliegenden Form ablehnt.
„Beirat hat kein Veto-Recht“
Ob das wirklich Einfluss auf die weiteren Planungen hat, ist allerdings fraglich. „Der Beirat hat kein Veto-Recht“, betont Jens Tittmann, Sprecher des Bauressorts. Die Einwände aus der Neustädt müssten lediglich im Entscheidungsprozess abgewogen werden.
Geht es nach der Behörde, soll der Satzungsbeschluss für das neue Wohngebiet im Frühjahr fertig sein. „Mit dem Satzungsbeschluss kommen aber noch nicht die Bagger“, betonte Stadtplanerin Jutta Bettin, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Borgelt am Donnerstag den aktuellen Planungsstand im Beirat Neustadt vorstellte.
Hochbau wohl erst 2018
Und auch wenn mit dem Beginn des Hochbaus wohl erst im Jahr 2018 zu rechnen ist, drängt die Zeit. Der Forderung des Bürgerinitiative, die sich gegen die Bebauung der ehemaligen Friedhofserweiterungsfläche in Huckelriede wehrt, den aktuellen Bebauungsplanentwurf länger als die vorgesehenen vier Wochen auszulegen, erteilte Bettin eine klare Absage.
„Auch wir haben Fristen einzuhalten“, sagte sie. Würde die Auslegungszeit verlängert, könne die Gartenstadt Werdersee nicht rechtzeitig in der Deputation behandelt werden.
19 Prozent mehr Verkehrsaufkommen erwartet
Die Befürchtungen des Neustädter Beirats, auf der Habenhauser Landstraße könnte es künftig in den Morgen- und Abendstunden zu erheblichen Beeinträchtigungen kommen, versuchten die Planer zu entkräften. Aktuell sei die Straße mit 9.000 bis 10.000 Autos am Tag nicht sonderlich stark ausgelastet. „Wir rechnen mit 19 Prozent zusätzlichem Verkehrsaufkommen“, sagte Borgelt.
Grenzüberschreitungen bei der Lärmbelastung, die in erster Linie vom Flugverkehr herrührt, soll es nur im südlichen Bereich des Wohngebiets geben, führten die Planer aus. Dort sollen Balkone und Terrassen „eingehaust“ werden. Das heißt: Statt Balkonen werden Loggien und statt Terrassen Wintergärten gebaut.
Viele Gestaltungsdetails vorgeschrieben
Überhaupt müssen sich künftige Bewohner auf einige Reglementierungen einstellen. Terrassen dürfen maximal 15 Quadratmeter groß sein, Gartenhäuser sind verboten. Die Dachneigung ist genauso vorgegen wie die Farbe des Dachs. Überschreiten die privaten Flächen eine bestimmte Quadratmeterzahl, müssen Eigentümer einen Laubbaum pflanzen.
„Das ist etwas Besonderes, was wir hier festgeschrieben haben“, betonte Borgelt. Kiesgärten sind ebenfalls verboten. So soll der Charakter einer Gartenstadt gewahrt bleiben. Irmtraud Konrad (SPD) hat daran ihre Zweifel. „Ich habe den Eindruck, die Bezeichnung Gartenstadt ist nur ein Verkaufsargument.“
Bei vier Enthaltungen hat der Beirat den Bebauungsplan abgelehnt. Unter anderem die CDU enthielt sich. Sie lehne eine Bebauung grundsätzlich ab, erklärte Alexander Bauermann.