„Die Präsidentinnen“ sind eine rabenschwarze Groteske dreier alternder Frauen von Werner Schwab. Es spielen Nomena Struß, Marion Freunorfer und Liz Hencke mit. Foto: pv „Die Präsidentinnen“ sind eine rabenschwarze Groteske dreier alternder Frauen von Werner Schwab. Es spielen Nomena Struß, Marion Freunorfer und Liz Hencke mit. Foto: pv
Kriminal-Theater

Drei liebenswerte Monster

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1996 inszenierte Ralf Knapp Werner Schwabs Radikalkomödie „Die Präsidentinnen“.20 Jahre später wird das Stück in der Besetzung von damals wieder aufgeführt. Premiere feiert es am Mittwoch, 12. Oktober, in Walle.

„Die Präsidentinnen“ war damals, mit über 80 Vorstellungen, einer der größten Erfolge des Jungen Theaters Bremen an der Friesenstraße. Es spielten Marion Freunorfer (Erna), Liz Hencke (Mariedl) und Nomena Struß (Grete). Drei Schauspielerinnen, die im Prinzip viel zu jung für ihre Rollen waren. Nun schlüpfen diese Frauen von damals wieder in diese Rollen und verwenden für ihre Neuinszenierung sogar einen Großteil des damaligen Bühnenbildes, der Kostüme und Requisiten von damals.

Drei liebenswerte Monster

„Es ist toll das Stück nochmal zu spielen. Außerdem wollte ich nach der Rolle als Ramon Locker im Golden City nochmal etwas ganz anderes, großes machen“, sagt Struß. „Es war erstaunlich, wie schnell wir bei den Proben wieder in unsere Rollen hineingefunden haben, ohne das bewusst zu inszenieren“, erzählt die Schauspielerin. Trotz der zwei Jahrzehnte mit allerhand Berufs- und Lebenserfahrung würden die drei „liebenswerten Monster“ (Struß) nur auf eine bestimmte Art gespielt werden wollen.

In dem Stück treffen sich Grete, Erna und Mariedl, um sich im Fernsehen eine Messe des Papstes anzugucken. Dabei fangen sie an, über sich und das Leben zu reden. Immer mehr wird deutlich, dass jede der Frauen viel Leid erfahren hat, einsam ist. Sie sind Opfer und Täterinnen in einer Person. Jede von ihnen ist böse und bemitleidenswert, unsympathisch und in ihrer Boshaftigkeit wiederum komisch. Im Laufe des Stücks wird immer deutlicher, dass sie keine erfüllenden Leben führen, sondern einsam sind, ihre Lebensträume geplatzt sind und nicht jede Familie eine heile ist.

Das Spiel mit den menschlichen Abgründen

Das Stück spielt mit den menschlichen Abgründen und ist dabei bitterböse, schreiend komisch und teilweise erschreckend realistisch und zeitlos. Da berichtet Grete fast teilnahmslos vom Missbrauch ihrer Tochter durch den Vater und tituliert sich Erna als gute Mutter, obwohl sie nur über den Sohn schmipft.

„Werner Schwab hat eine einmalige Theatersprache entwickelt. ‚Die Präsidentinnen‘ ist eine Radikalkomödie“, betont Struß. Schwab wurde 1958 in Graz in einfachen Verhältnissen geboren. Der Vater verließ die Familie früh, die Mutter lebte mit ihrem Sohn in desolaten Unterkünften. „Schwab wäre entweder verrück geworden oder Schreiber. Er entschied sich für die Kunst. In seine Stücke arbeitete er biographische Erlebnisse und tatsächliche Personen mit ein“, sagt Struß.

Eine einmalige Theatersprache

„Die Präsidentinnen“ feiern am Mittwoch, 12. Oktober, um 20 Uhr Premiere im Bremer Kriminal-Theater an der Theodorstraße 13a in Walle. Weitere Aufführungen sind für den 13. bis 15. und 19. bis 22. Oktober (Beginn jeweils um 20 Uhr) sowie am 16. Oktober, um 18 Uhr geplant. Kartenreservierung unter Telefon 0421 16 69 17 58.

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