Jens Böhrnsen und Maria Esfandiari sind Reformationsbotschafter der Bremischen Evangelischen Kirche. Foto: Niemann Jens Böhrnsen und Maria Esfandiari sind Reformationsbotschafter der Bremischen Evangelischen Kirche. Foto: pv
Reformationstag

Altbürgermeister fordert gesetzlichen Feiertag

Von
1995 hat Bremen wie die meisten Bundesländer den Buß- und Bettag abgeschafft. Jetzt sagt Altbürgermeister Jens Böhrnsen: "Es war ein großer Fehler" - und fordert sogleich auch einen neuen, gesetzlichen Feiertag.

„Gesetzliche Feiertage haben etwas mit der Identität einer Gesellschaft zu tun“, sagt Böhrnsen. Die Abschaffung des Buß- und Bettags zur Gegenfinanzierung für die Einführung der Pflegeversicherung betrachtet er deshalb als falsche Entscheidung. Ginge es nach ihm, sollte der Reformationstag am 31. Oktober zu einem neuen gesetzlichen Feiertag werden.

„Man könnte den Reformationstag zu einem Tag machen, an dem die Gesellschaft über sich nachdenkt“, sagt der ehemalige Bürgermeister. Dass ihm dieser Tag besonders am Herzen liegt, ist kein Zufall.

Böhrnsen ist Reformationsbotschafter

Böhrnsen ist einer von zwei Reformationsbotschaftern, die im Auftrag der Bremischen Evangelischen Kirche in den nächsten zwölf Monaten auf das Reformationsjubiläum aufmerksam machen sollen.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen und damit die kirchliche Erneuerungsbewegung eingeleitet haben, die schließlich zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen führte.

31. Oktober 2017 ist gesetzlicher Feiertag

„Man weiß nicht so genau, ob das eine Legende ist“, sagt BEK-Sprecherin Sabine Hatscher. So oder so: Gefeiert wird das Jubiläum am 31. Oktober 2017 trotzdem – und auch schon in den zwölf Monaten vorher.

Übrigens: Im kommenden Jahr beschert dieser Anlass Deutschland bereits einen gesetzlichen Feiertag. Das ist nicht genug, findet Böhrnsen. „Wieso nur 2017?“, fragt er. Bei dem Entschluss, den Tag zumindest im kommenden Jahr zum Feiertag zu ernennen, seien die Bremer schließlich auch die ersten gewesen.

Katholikin wirbt ebenfalls für Reformation

Gemeinsam mit der Medienwissenschaftlerin Mari Esfandiari hat die BEK Böhrnsen zu Reformationsbotschaftern ernannt. Dabei ist die 23-Jährige selbst Katholikin. Evangelische und katholische Christen zu vereinen sei ein wichtiger erster Schritt, sagt sie. „Damit sich auch andere Gläubige nicht ausgeschlossen fühlen.“

Mit zahlreichen Aktionen will die BEK auf das Reformationsjahr aufmerksam machen. Dabei wäre Bremen streng genommen eigentlich erst später dran mit dem Feiern. „Die Reformation ist erst 1522 nach Bremen gekommen“, sagt BEK-Schriftführer Pastor Renke Brahms. Heinrich von Zütphen hielt damals die erste evangelische Predigt in der Kirche St. Ansgarii.

Kern der Reformation: Nachdenken

Dort, an der Schwachhauser Heerstraße 40, findet deshalb auch am 31. Oktober, 18 Uhr, die Eröffnung des Reformationsjahrs mit einem Festgottesdienst statt. Wie auch Efandiari findet Böhrnsen, dass nicht nur Protestanten Grund zum Feiern haben.

Viele Errungenschaften wie Menschen- und Freitheitsrechte erschienen heute selbstverständlich. „Aber sie haben ihre Wurzeln im Freiheitsverständnis der Reformation“, ist Böhrnsen überzeugt. Über sich selbst nachzudenken sei außerdem der Kern der Reformation.

Böhrnsen will Staat und Kirche nicht stärker trennen

Die evangelische Kirche und ihre Botschafter wollen in den kommenden Monaten nicht in erster Linie zurück, sondern nach vorn blicken. „Das Jubiläum fällt in eine Zeit, in der man keinen besseren Anlass haben könnte, in den Dialog zu treten“, sagt Böhrnsen. Das Zusammenspiel von Gewalt und Religion sei schließlich ein Thema, das „uns jeden Tag aus den Nachrichten entgegen springt.“

Braucht Kirche 500 Jahre nach der vergangenen Reformation so langsam mal eine neue Revolution? „Reformation ist eine ständige Aufgabe“, meint Böhrnsen. Die grundgesetzlichen Regelungen zum Verhältnis von Kirche und Staat sei in Deutschland richtig.

Laizistische Modelle wie in Frankreich, die eine noch stärkere Trennung von Kirche und Staat vorsehen, lehnt Böhrnsen ab. „Religionen sollen eine wichtige Rolle spielen“, sagt er.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner