In Deutschland sind immer mehr Menschen auf Sozialhilfe angewiesen. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. 27,7 Milliarden Euro Sozialhilfe sind im vergangenen Jahr bundesweit gezahlt worden. Das sind 4,8 Prozent mehr als in 2015. Der Löwenanteil davon ging in die Eingliederung behinderter Menschen, mit 15,6 Milliarden Euro. Grundsicherung im Alter und Zahlungen bei Erwerbsminderungen nehmen den zweitgrößten Posten mit 5,9 Milliarden Euro ein.
Auch in Bremen sind die Ausgaben für Sozialhilfe gestiegen, allerdings nur um ein Prozent. 347,4 Millionen Euro hat die Hansestadt in 2015 an Sozialhilfen gezahlt, für die Eingliederung behinderter Menschen hat sie 185,4 Millionen Euro ausgegeben, für Grundsicherung im Alter 86,1 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sind vor allem die Leistungen für ältere Menschen angestiegen. 2014 hat Bremen dafür noch 82 Millionen Euro gezahlt, also rund vier Millionen weniger.
520 Euro Sozialhilfe pro Kopf
Zum Vergleich: Hamburg zahlte 2015 insgesamt 922 Millionen Euro Sozialhilfe, davon 373 Millionen Euro zur Eingliederung behinderter Menschen, 253 Millionen für Grundsicherung im Alter und Erwerbsminderung.
Besonders Auffällig: Wenn man die Gesamtsumme ins Verhältnis mit den Einwohnern setzt, zahlt Bremen so viel wie kein anderes Bundesland. 520 Euro Sozialhilfe gibt das Land pro Bewohner aus. In Niedersachsen sind es 370 Euro, bundesweit 317 Euro pro Kopf.
Altersarmut macht SPD Sorgen
Das könnte daran liegen, dass in Bremen auch besonders viele Menschen von Armut bedroht sind und die Hartz-IV-Sätze deutlich höher als im Rest des Landes angesetzt sind. Das Sozialressort erklärt das mit hohen Mietpreisen. Laut Statistischem Bundesamt sind in Bremen 24,8 Prozent der Menschen armutsgefährdet, in Hamburg nur 15,6 Prozent.
Eine weitere Erklärung hat Klaus Möhle, sozialpolitischer Sprecher der SPD: „Wir haben in Bremen einen wahnsinnig hohen Sockel an Langzeitarbeitslosen, deswegen gehen die Zahlen hier nicht runter.“ Er fürchtet, dass die Zahl der Arbeitslosen in Zukunft noch steigen wird: „Die Industrie 4.0 führt dazu, dass einfache Hilfsarbeiterjobs nicht mehr gebraucht werden. Für Geringqualifizierte wird das zu einem Problem werden.“
Altersarmut, glaubt Möhle, ist in ganz Deutschland ein großes Thema. „Es gehen immer mehr Menschen in Rente die vorher nicht viel verdient haben, sodass sie im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind.“ Er fordert deswegen, dass Rentner die noch fit genug sind, mehr dazu verdienen können. „So könnte man der Altersarmut besser beikommen. Auch mit Grundsicherung landet ja keiner im Paradies.“