Was Interimscoach Alexander Nouri seinen Spielern in der Halbzeitpause genau gesagt hat, in welcher Lautstärke und mit welcher Eindringlichkeit – das ist nicht bekannt.
Aber es hatte auf jeden Fall eine durchschlagende Wirkung. Vor dem Seitenwechsel hatten die Gäste eine jämmerliche Leistung abgeliefert. Es war nichts zu sehen von der Energie und Leidenschaft, die Werder in den bisherigen zwei Spielen unter Nouri ausgezeichnet hatte.
Unglücklicher Rückstand
Das einzige Tor vor dem Seitenwechsel fiel zwar durch einen äußerst unglücklichen Elfmeter, Theo Gebre Selassie war mit Jerome Gondorf zusammengeprallt, aber die Gastgeber hatten sich mit ihrer unangenehmen Art Fußball zu spielen, diese Führung durchaus verdient.
Werder hatte dieser Mischung aus Kämpfen, Provozieren, Reklamieren und auch Simulieren im ersten Durchgang nichts entgegenzusetzten.
Gnabry drehte auf
Aber dann kam Nouris Kabinenansprache und seine Profis starteten wie verwandelt in den zweiten Durchgang. Plötzlich ließen sie sich nicht mehr auf die Spielchen der Darmstädter ein, sondern besannen sich auf ihre eigenen Stärken.
Besonders Serge Gnabry fand nun viel besser ins Spiel. Es sprach für sich, dass der Neuzugang den Ausgleich durch Lamine Sané vorbereitete und den Führungstreffer selbst erzielte.
Ausgleich nach Fehlerkette
Viele Profis wären beim eigentlich zu steilen Zuspiel von Ousman Manneh stehen geblieben und hätten abgewunken. Aber Gnabry zog den Sprint an und bewies echte Stürmer-Qualitäten, als er den Ball noch im Fallen am eingewechselten Keeper Daniel Heuer Fernandes vorbei brachte.
Werder war in dieser Phase des Spiels völlig überlegen. Umso ärgerlicher, dass relativ schnell der Ausgleich fiel. Kapitän Clemens Fritz verhinderte den langen Ball von Gondorf nicht und der ebenfalls eingewechselte Janek Sternberg ließ dem Torschützen Antonio Colak zuviel Platz, so dass dieser mit einem Kunstschuss zum 2:2 traf.
Ärgerlich für Nouri und seine Profis: Ein Sieg wäre für die Grün-Weißen gestern durchaus drin gewesen.
Hier geht es zur Einzelkritik der Werder-Profis in Darmstadt.
Höhepunkte:
6. Minute: Ein Freistoß von Gondorf aus knapp 30 Metern klatscht an den rechten Außenpfosten.
19.: 0:1 – Zusammenprall zwischen Gebre Selassie und Gondorf im Strafraum. Schiri Drees gibt Elfmeter, den Colak cool verwandelt.
45.: Gondorf setzt einen Freistoß aus 18 Metern nur knapp über den Bremer Kasten.
51.: 1:1 – Nach einem Freistoß von Junuzovic kommt der Ball per Kopfballstafette zu Sané, der aus kurzer Distanz zum Ausgleich trifft.
53.: Doppelpass zwischen Junuzovic und Grillitsch, der es mit einem Schlenzer aus 22 Metern probiert. Darmstadts Keeper Esser klärt und zur Ecke und muss danach mit einer Schulterverletzung ausgewechselt werden.
59.: Tolle Rettungsaktion von Bartels, der gegen Gondorf in letzter Sekunde klären kann.
67.: 2:1 – die Führung für die Gäste. Manneh schickt Gnabry steil. Der Pass ist eigentlich zu weit, aber Gnabry zündet den Turbo, umkurvt den neuen Torwart Heuer Hernandes und trifft im Fallen.
73.: 2:2 – Fritz lässt Gondorf einen weiten Pass auf Colak spielen, der sich von Sternberg absetzt und den Ball direkt aus spitzem Winkel verwandelt.
89.: Fast noch der Siegtreffer für Werder: Gebre Selassie kommt nach einer Ecke frei zum Kopfball, aber Heurer Fernandes lenkt den Ball irgendwie über die Latte.