Ein Teil der ehemaligen Belegschaft, kurz Wolleaner genannt, traf sich auch nach der Schließung der Firma. Bei einem Gespräch im Jahr 1984 mit der damaligen Ratsfrau Käthe Stüve wurde allen Beteiligten schnell deutlich, dass die Erinnerungen der Wolleaner nicht verloren gehen und aus der Nordwolle keine Ruine werden dürfe.
Die Christdemokratin und weitere Politiker aus verschiedenen Fraktionen machten sich dafür stark, dass auf der Nordwolle ein Stadt- und ein Fabrikmuseum sowie weitere Institutionen wie die Volkshochschule eine neue Heimat fanden und Wohnbebauung möglich wurde.
Das Wissen der Wolleaner für die Nachwelt erhalten
„Weit vor der Eröffnung der Museen gründete sich 1988 der Förderkreis Industriemuseum Delmenhorst (FID), der bereits ein Jahr später ein Museumsfest ins Leben rief“, erinnert sich Käthe Stüve. „Zweck des Vereins ist die Förderung des Fabrikmuseums, damit das Wissen nicht verloren geht. In den ersten Jahren haben wir bei den Festen den Fortschritt bei der Realisierung des Museums gezeigt“, sagt Franz-J. Hellbernd, Vorsitzender des FID.
„Mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Aktionen, die Menschen ins Museum locken. Hierbei wird vor allen Heranwachsenden der Alltag von früher vermittelt. Die Besucher lernen beispielsweise wie aus Rohwolle Garn wird, wie früher gewaschen und gekocht wurde. Aus einigen dieser Aktionen sind sogar feste Punkte im pädagogischen Programm des Museums geworden“, ergänzt Hellbernd.
Zahlreiche Publikationen beschäftigen sich mit der Nordwolle
Neben dieser handfesten Art der Wissensvermittlung haben die Vereinsmitglieder auch aktiv an der Herausgabe mehrerer Publikationen und Ausstellungen mitgewirkt. „Anfangs haben bei der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei vor allem Personen aus Osteuropa gearbeitet. Später kamen auch Frauen und Männer aus Italien, Spanien, England, Griechenland und der Türkei hinzu“, erinnert sich Rudolf Schewe.
Als Zeitzeuge bietet Schewe die beliebten, monatlichen Rundgänge über das Gelände an. Hierbei berichtet er über die damaligen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Auch bei der Messe handmade auf der Nordwolle am 22. und 23. Oktober werden an beiden Tagen mehrere Führungen angeboten.
Straßennamen weisen auf Arbeitsfelder hin
Rudolf Schewe ist es ein besonderes Anliegen, den Delmenhorstern die Geschichte ihrer Stadt näher zu bringen. Er weiß beispielsweise auch, was es mit den Straßennamen auf der Nordwolle auf sich hat. „Sie beziehen sich auf die Bezugsländer für die Wolle (Australien und Argentinien) oder auf Tätigkeitsbereiche in der Fabrik. Auch die Architekten der Nordwolle wurden als Straßennamen erhalten“, so Schewe. Ein ganz besonderer Platz auf dem weitläufigen Gelände ist für ihn der Wollepark, von dem heute nur noch ein kleiner Teil vorhanden ist.
Des Weiteren haben einzelne Mitglieder des Förderkreises die Museumsmitarbeiter bereits mit Exponaten und Informationen für Ausstellungen versorgt und unterstützen das Museum finanziell. So auch beim Festakt „20 Jahre Fabrikmuseum“ Anfang September oder bei Konzerten. Der Förderkreis ist ständig auf der Suche nach Mitgliedern und Spenden. Infos unter