Tragisches, Komisches und Dramatisches steht in den Regalen der Videothek in Ganderkesee. Matthias Ehlting muss seinen Laden zum Monatsende schließen. Foto: Konczak Tragisches, Komisches und Dramatisches steht in den Regalen der Videothek in Ganderkesee. Matthias Ehlting muss seinen Laden zum Monatsende schließen. Foto: Konczak
Filmkultur

Videotheken-Sterben trifft auch Ganderkesee

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Über 15 Jahre hat Matthias Ehlting Kunden aus Ganderkesee und Umgebung in Sachen Film beraten. Nun muss er seine Videothek zum Monatsende schließen. Er sieht den Grund dafür nicht nur bei den Streaming-Diensten.

Wenn die Menschen einen Kriminalfall  im 19. Jahrhundert lösen wollen, gemeinsam mit Mary Poppins an einem Regenschirm durch die Lüfte schweben, mit Tony Stark neue Technologien entwickeln oder unzählige Murmeltier-Tage in Punxsutawney erleben möchten, kamen sie bisher zu Ehlting in die Videothek nach Ganderkesee. Doch nun muss der Geschäftsführer diese zum Monatsende schließen.

„Es ist mir nicht leicht gefallen, die Entscheidung zu treffen und den Laden zu schließen“, sagt Ehltling. Gemeinsam mit seinem Bruder hat er die Videothek „Videotaxi“ an der Bergedorfer Straße gestartet, seit einigen Jahren ist Ehlting alleiniger Geschäftsführer. „Es war eine Entwicklung über Monate und Jahre“, so der Cineast. Er müsse langfristig planen und die Konsequenz  der abnehmenden Entleihungen sei nun die Schließung.

„Das Filmerlebnis ist mehr so intensiv“

„Der Kunde entscheidet letztendlich was er will und ob er das persönliche Gespräch sucht und einen Tipp haben möchte“, sagt Ehlting. Er glaubt, dass das Medium Film in der heutigen Zeit abgewertet und verwässert werde.

„Viele wählen nur noch per Knopfdruck einen Streifen aus und lassen sich berieseln. Das Filmerlebnis ist nicht mehr so intensiv wie es einmal war“, sagt Ehlting in Bezug auf die Streaming-Dienste.

Anbieter wie Netflix, Maxdome oder Amazon Video erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit. Über die Online-Portale können Nutzer vom Sofa aus tausenden Filmen und Serien wählen und müssen nicht mehr in eine Videothek gehen. Doch für Ehlting sind nicht die Streaming-Dienste allein Grund für die schwindende Anzahl von Videotheken.

Räumungsverkauf in der Videothek startet

Auch die illegalen Homepages würden stark nachgefragt. „Und die Leute nutzen ihre Zeit einfach weniger zum Filmeschauen“, sagt Ehlting. Am Standort jedenfalls habe es laut Ehlting nicht gelegen. „Dann wäre die Schließung nicht erst jetzt, sondern schon vor Jahren gekommen“, so der Geschäftsführer.

Mit einer Räumungsaktion, die heute ab 13 Uhr beginnt, möchte Ehlting all die DVDs, Blu-Rays, 3D-Blu-Rays und Konsolenspiele verkaufen. Zwischen zehn und 14 Tage haben Filmfans und „Daddelenthusiasten“ Zeit, ihre Lieblinge fürs heimische Regal zu sichern.

Mesut Özil und Bushido haben die Videothek besucht

Welche Erlebnisse Ehlting in Erinnerungen bleiben werden? „Wir hatten hier schon prominenten Besuch: Einmal ist Mesut Özil bei uns vorbeigekommen“, sagt Ehlting. Auch der Rapper Bushido war bereits Kunde in der Videothek. Zudem hat er viele seiner heutigen Kunden in ihrer Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen filmtechnisch begleitet.

Auch nach der Schließung des Ganderkeseer Ladens möchte Ehlting den fantastischen Welten des Films treu bleiben, wird in einer Bremer Videothek seines Bruders weiterarbeiten und den Kunden dort seine Tipps aussprechen: „Einen Klassiker wie Blues Brothers kann man uneingeschränkt empfehlen.“

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