Auch in den Notaufnahmen der Aller-Weser-Klinik (hier Verden) im Landkreis kommen zunehmend mehr Patienten mit Bagatellerkrankungen an.Foto: Bruns Auch in den Notaufnahmen der Aller-Weser-Klinik (hier Verden) im Landkreis kommen zunehmend mehr Patienten mit Bagatellerkrankungen an. Foto: Bruns
Umland

Patienten, die ohne Not ins Krankenhaus kommen

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Auch im Bremer Umland suchen immer mehr Patienten mit „Kinkerlitzchen“ die Notaufnahmen der Krankenhäuser auf, etwa in Verden und Achim. Dies verursacht neben Kosten und unnötigen Wartezeiten noch weitere Probleme.

Es ist ein bundesweites Phänomen, das auch die Ärzte im Landkreis beschäftigt. Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sehen sich zunehmend mit Bagatellfällen konfrontiert. Dr. Peter Ahrens, Ärztlicher Direktor der Aller-Weser-Klinik (AWK) in Verden, beklagt eine „Zunahme an Banalitäten“.

Beispiele dafür kennt er aus jüngster Erfahrung genug: „Mein Kind ist gestern gefallen“, beklagte sich eine Mutter, während der besagte Nachwuchs putzmunter umher sprang. Oder Menschen kommen mit Rückenschmerzen, nachdem sie keinen zeitnahen Termin beim Facharzt bekommen haben. „Die kommen unter dem Motto: Ihr seid ja sowieso da“, so Ahrens.

Patienten, die in Notaufnahmen „nichts verloren haben“

Die Häufung der Bagatellfälle führe auf der einen Seite zu Wartezeiten von bis zu vier oder fünf Stunden. Doch das größere Problem: „Wenn fünf kommen und nur einer ernsthaft krank ist, dann muss das schnell erkannt werden“, erklärt Ahrens. Auch AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr beklagte jüngst immer mehr Patienten, „die in einer Notaufnahme nichts verloren haben“.

Michael Schmitz, Geschäftsführer der Verdener Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), sieht die Situation im Landkreis noch als „stabil“ an, die Fälle in den Notaufnahmen seien zuletzt „leicht“ gestiegen. Er beschreibt es jedoch als „fatal, dass Krankenhäuser, die für schwere Fälle zuständig sind“, mit Bagatellfällen belastet würden.

Früher gab es ein Pflaster

Zumal es in den Bereitschaftspraxen meist viel geringere Wartezeiten gebe. Patienten sollten, wenn möglich, zunächst ihren Hausarzt aufsuchen, denn Krankenhäuser müssten auch erst die Krankheitsverläufe der Menschen abklären. Die Ursache für die Entwicklung sieht Schmitz in der geringen Bereitschaft von Patienten, auf einen Arzttermin zu warten.

Die Erwartungshaltung, eine Diagnostik müsse „sofort da sein“, erkennt auch Ahrens. Zudem seien die Menschen heute ängstlicher. „Wenn früher ein Kind hingefallen ist, bekam es ein Pflaster“. Heute kämen viele zum Röntgen, um einen Bruch auszuschließen. In Verden gebe es Überlegungen zu einer Umstrukturierung der Notaufnahme, um dem Problem gerecht zu werden.

Notfallpraxen als Alternative

Patienten, deren Beschwerden von einem Hausarzt abgedeckt werden können, können sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden (Telefon 116 117). Die Notfallpraxen der niedergelassenen Ärzte haben stundenweise auch abends und an Wochenenden geöffnet. Sie sind in Achim und Verden jeweils am AWK angesiedelt, aber nicht mit den Notaufnahmen der Krankenhäuser zu verwechseln.

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