Vier, drei, zwei, eins – es ist wie im Kinderabzählreim: Nach und nach sind Huchting die Kontaktpolizisten (KOP) abhanden gekommen.
Hans Joachim Schmidt ist in den Ruhestand gegangen, ein KOP für längere Zeit krank geschrieben und einer wurde nach Walle versetzt. Zurück bleibt als einziger KOP für den Stadtteil Herbert Hülß – und selbst der war in der vergangenen Woche nicht vor Ort.
Kontaktpolizisten sollen offenes Ohr für Bürger haben
„Stets im Gespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, haben sie immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte in ihren Bezirken“, so werden die Kontaktpolizisten auf der Homepage der Polizei beschrieben.
„Sie fungieren quasi als Bindeglied zwischen Bürger und Polizeiwache und verkörpern die Bürgernähe der Polizei Bremen.“ In Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen sollen sie erklären und helfen. Und auch Hausbesuche bei jugendlichen Ersttätern stehen auf ihrem Programm.
Arbeit für Verkehrsprävention wird eingeschränkt
„Wir versuchen, die Arbeit so gut es geht aufzufangen“, erklärt Ralph Dziemba. „Der stellvertretende Revierleiter, Hartmut Günther unterstützt Herrn Hülß, wo er kann. Und ich als Präventionsbeauftragter der Polizeiinspektion Süd übernehme die Öffentlichkeitsarbeit.“
Trotzdem ist es unmöglich, alle Aufgaben im gleichen Umfang wie zuvor zu erfüllen. Die Polizei hat eine Prioritätenliste – der Kontakt zu Schulen, die Verkehrsprävention, der Fahrradführerschein für Kinder stehen hinten an.
Fahrradkurse stattdessen von Ehrenamtlichen?
Genau das ist es, was Michael Horn befürchtet. Das Beiratsmitglied der Linken ist Vater zweier Kinder. „Wenn die Fahrradkurse und die Verkehrserziehung wegfallen, ist das ganz schlimm“, meint er. „Es ist etwas anderes, ob ich meinen Kindern die Verkehrsregeln erkläre, oder ob das ein Polizist macht – vor dem ist die Ehrfurcht einfach noch größer.“
„Wenn die KOPs dadurch für andere Aufgaben entlastet werden können, finde ich das richtig“, meint dagegen Beiratssprecher Falko Bries (SPD). „Die Fahrradprüfung und Verkehrserziehung könnte ja womöglich auch vom ADFC oder von Ehrenamtlichen übernommen werden.“
Yvonne Averwerser (CDU) sieht die fehlenden KOPs aus grundsätzlichen Erwägungen kritisch: „Jeder Polizist, der uns hier fehlt, ist ein fehlender zu viel“, so die Beiratspolitikerin. „Die KOPs sollen eigentlich das Sicherheitsgefühl stärken, indem sie Präsenz in der Öffentlichkeit zeigen – aber das geht so ja nicht mehr.“
Kontaktpolizisten zu ersetzen ist nicht leicht
Immerhin: Ab Januar kehrt der krankgeschriebene KOP wohl in den Dienst zurück. Dass auch die anderen offenen Kop-Stellen wieder besetzt werden sollen, da sind sich alle einig, inklusive Polizei und Innenbehörde.
Das Problem: Es gibt nicht genügend ausgebildete Polizisten. Und Priorität hat die Hilfeleistung nach einem Notruf. „Es ist auch gar nicht möglich, einen KOP kurzfristig zu ersetzen“, gibt Bries zu bedenken. „Jemand muss erst mal bereit sein für diesen Job auf der Straße – und die Menschen kennenlernen.“
KOPs künftig mehr im Revier als auf der Straße?
Einig ist sich der Beirat Huchting darin, das Revier im Stadtteil zu verteidigen. Ob das gelingt, ist fraglich: Aktuell ist eine Polizeireform im Gespräch, nach der Kontaktpolizisten zunehmend Beamte in den Revieren ersetzen.
„Es wird unweigerlich darauf hinauslaufen, dass die Bürger mehr zum Kontaktpolizisten kommen müssen, wenn er nicht mehr zu ihnen kommen kann“, so Dziemba.
Das Bild des KOP auf der Straße dürfte mittelfristig also ohnehin seltener werden – nicht nur in Huchting.