Der Samba-Karneval in Bremen will den Winter austreiben und ist völlig anders als der traditionelle Karneval aus dem Rheinland. Foto: Schlie Der Samba-Karneval in Bremen will den Winter austreiben und ist völlig anders als der traditionelle Karneval aus dem Rheinland. Foto: Schlie
Saison eröffnet

Samba und Narren: Der Karneval hat zwei Gesichter

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Funken-Mariechen treffen auf Samba-Trommeln – in Bremen wird Karneval gleich zweimal eröffnet. Die beiden Gruppen könnten verschiedener nicht sein. Doch wer von ihnen feiert den Karneval richtig?

Zwischen 11.11 Uhr und 12.12 Uhr war am Freitag der Karneval auf dem Bremer Marktplatz zu Gast. Im Rest des Landes ist das die Zeit der Narren, in Bremen werden neben dem Prinzenstab auch die Sambatrommeln heraus geholt. So eröffneten um 11.11 Uhr die Traditionalisten die fünfte Jahreszeit klassisch mit „Helau“ und bremisch mit „Ahoi“-Rufen.

Was man eigentlich aus dem Rheinland kennt, wird auch in Bremen groß geschrieben, jedenfalls in den beiden Karnevalsvereinen von Rot-Weiß und den Nordlichtern. „Seit 1964 feiern wir den Karneval in Bremen“, erklärt Karin Hutwalker, Präsidentin des rot-weißen Karnevalsvereins. „Wir vertreten den traditionellen Karneval in der Hansestadt“, erklärt sie.

Samba-Karneval will Winter austreiben

Das Prinzenpaar des rot-weißen Karnevalvereins Bremen. Foto: Schlie

Das Prinzenpaar des rot-weißen Karnevalvereins Bremen. Foto: Schlie

Die Urväter des Vereins seien aus dem Rheinland nach Bremen gekommen und hätten ihre Tradition mitgebracht. Rund 20 Karnevalisten hatten sich entsprechend vor der Bürgerschaft versammelt, um die Narren auf die kommende Zeit einzustimmen.

Ihre Performance wirkte allerdings eher steif im Vergleich zu dem, was eine Stunde später stattfand: Um 12.12 Uhr ließen Trillerpfeifen und Trommelgeräusche die Bremer Passanten abrupt stehen bleiben: Die Künstler des Bremer Samba-Karnevals eröffneten ihrerseits die Saison. „Der Karneval will den Winter austreiben, das machen wir mit Trommeln, Tanz und Masken“, erklärt Kathrin Bahr, Sprecherin des Bremer Samba Karnevals.

Traditionalisten und Samba keine Konkurrenz

Dass sie erst eine Stunde nach der eigentlichen Eröffnung auf den Marktplatz kommen, ist für Bahr in Ordnung. „Wir wollen den Traditionalisten ihren Raum lassen.“ Doch ihre Version des Karnevals sei eine ganz andere als die der Funken-Mariechen. „Der klassische Karnevalsumzug hat einen Schau-Charakter mit Hierarchien, wie etwa dem Prinzenpaar, das vom Wagen herab winkt“, so Bahr.

Für sie stehe beim Karneval aber die Gemeinsamkeit im Vordergrund. „Wir wollen gemeinsam den Alltag hinter uns lassen.“ Entstanden sei der Bremer Samba Karneval 1991, als der Irak-Krieg anfing. „Wir wollten gegen den Krieg aufbrodeln mit unseren Trommeln und dem Tanz“, so Bahr. „Bis heute hat jedes unserer Karnevalsmottos auch eine politische Seite“, sagt Bahr.

Wunderwelten sind neues Motto des Karneval

Der klassische Karneval passe nicht zu ihnen. „Büttenreden sind nicht so unser Ding“, sagt Bahr. Die bunten Kostüme und das gemeinsame Feiern hingegen kämen gut bei den Leuten an. „Der Bremer Samba-Karneval ist inzwischen eine richtig große Nummer“, so Bahr.

Im nächsten Jahr wird der Samba-Karneval unter dem Motto „Wunderwelten“ gefeiert. Entsprechend erinnerten die Kostüme auf dem Marktplatz an Fabelwesen oder Figuren aus „Alice im Wunderland“ und waren ein erster Vorgeschmack auf den großen Umzug im Februar 2017.

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