Laute Musik, gröhlende Menschen, zerbrochene Flaschen und vollgepinkelte Gärten – all das macht Anwohnern und der Natur rund um den Werdersee in den Wintermonaten zu schaffen. Bis zu 2.000 Kohlfahrer ziehen freitags und samstags über das Gelände.
Sie hinterlassen zwischen Hemelingen, Habenhausen, Neu- und Innenstadt erfahrungsgemäß Spuren. Doch seit dem vergangenen Jahr setzt der Verein „Dein Werdersee“ dort sogenannte Kohlscouts ein, die Promille-Pilger über Aus- und Abgabestellen von Müllbeuteln informieren sowie den Weg zu Standorten von Toiletten weisen.
Begeisterung im Umweltressort
„Ein absolutes Vorzeigeprojekt“, sagt Jens Tittmann, Sprecher von Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne). Er freut sich, dass das Projekt unter der Leitung von Gerhard Bomhoff, Vorsitzender und Gründer des Vereins, fortgesetzt wird.
Dieser sucht aktuell also wieder Scouts, denen er 11 Euro pro Stunde zahlen kann, weil es aus eigenen Reihen und seitens der Stadt „ein bisschen finanzielle Unterstützung gibt.“
Auch im Sommer waren Scouts am Werdersee unterwegs
Waren in der vergangenen Saison nur zwei „Ordnungshüter“ im Einsatz, will Bomhoff das Personal ordentlich aufstocken. „Wir reden von einer Wegstrecke von rund 20 Kilometern, die überwacht werden müsste“, so der 64-Jährige, der die Scouts 2015/16 gemeinsam mit seiner Frau Magarethe (54) unterstützte und auch zur Grillsaison „Werdersee-Beauftragte“ ins „Gebiet“ schickte.
Während einer Aufräumaktion fiel ihm dabei neben vielen Scherben eine weitere eklatante Umweltsünde auf: „Kronkorken. Wir habe alleine auf der Juliushöhe 1.200 gesammelt.“ Aber nicht entsorgt: „Die gingen an das karitative Projekt ,Amebi Ghana“.
„Dort lässt man die Kronkorken einschmelzen und finanziert mit dem Erlös aus dem Weißblech Krankenversicherungen für Kinder“, erläutert er den Zweck der guten Sache.
Kronkorken-Sammelaktion ist angedacht
Der Neustädter kann sich vorstellen, Kohlfahrer auch zum Mitmachen dieser Aktion zu bewegen. „Das ist aber noch nicht spruchreif.“ Aktuell beschäftigt ihn eine andere Herausforderung. „Es gibt auf dem Stadtwerder, beziehungsweise Oster- und Habenhauser Deich, einfach zu wenige öffentliche WCs – lediglich in den Lokalen, mit denen wir zusammenarbeiten.“
Er listet auf: „Das sind das Hotel zum Werdersee, Café Sand, das Paulaners und der Kuhhirte. In der Schwankhalle gibt es eine nette Toilette und im Fresenbulten darf man für 50 Cent austreten.“
Mehr stille Örtchen für laute Kohlfahrer
Bomhoff will sich also für weitere Örtchen stark machen und konnte gestern einen ersten Erfolg vermelden: „Am Werdersee-Strand, wo es im Sommer in der DLRG-Station eine Toilette gibt, wird die Stiftung Saubere Stadt im Winter ein Dixie-Klo aufstellen.“
Potenzielle Scouts können sich unter info@deinwerdersee bewerben. Mehr unter deinwerdersee.de