Voll war es am Montag in der Sporthalle an der Hemelinger Straße, in der traditionell die Mitgliedsversammlungen des SV Werder stattfinden. Im Vorjahr fanden 251 Mitglieder den Weg dorthin, 2016 waren es 362. Wegen des großen Andrangs ging die Versammlung auch erst einige Minuten später los.
Die erfreulichste Nachricht durfte Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung und verantwortlich für die Finanzen verkünden: Werder hat erstmals seit vier Jahren ein positives Ergebnis vorzuweisen, schloss das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Plus von 2,8 Millionen Euro ab. Im Vorjahr gab es noch einen satten Verlust von 5,9 Millionen Euro.
Filbry verkündet Zahlen mit „Stolz“
Und auch das kommende Ergebnis wird aller Voraussicht nach positiv ausfallen. Die Transfererlöse von Jannik Vestergaard und Anthony Ujah machen es möglich.
Insgesamt setzte die Werder Bremen GmbH & Co KG aA mit ihren Tochterunternehmen Fan-Service GmbH und
Cashless-Payment GmbH 2015/2016 108,1 Millionen Euro um – das bisher beste Ergebnis in einem Jahr ohne Einnahmen aus dem Europapokal. Filbry zu den Zahlen: „Es war in den vergangenen Jahren nicht einfach, die Zahlen zu präsentieren. heute stehe ich hier mit einem gewissen Stolz. Wir können darauf aufbauend auch bei sportlich schwierigem Fahrwasser mutig die Segel setzen.“
Filbry verlangt „Geilheit auf Erfolg“
Schwieriges Fahrwasser – der Werder-Boss sprach damit an, was vielen Mitgliedern trotz der erfreulichen Bilanz gehörig die Laune verdorben hat: Die jüngste Talfahrt unter dem neuen Trainer Alexander Nouri mit vier Niederlagen in Folge lässt die Alarmglocken schrillen.
„Wir müssen wieder eine Geilheit auf den Erfolg haben,“ mahnte Filbry mit drastischen Worten und übergab an seinen Geschäftsführer-Kollegen Frank Baumann, der die sportliche Bilanz präsentierte.
Baumann gesteht Fehler ein
Der zeigte sich einsichtig, gestand „einige“ Fehler ein und übernahm die Verantwortung für den schlechten Saisonstart. Damit meinte Baumann das lange Festhalten an Trainer Viktor Skripnik, dessen Vertrag sogar noch verlängert wurde, bevor er nach drei Spieltagen dann doch gefeuert und durch Alexander Nouri ersetzt wurde.
Nouri war genauso wie die Profis Philipp Bargfrede, Serge Gnabry, Clemens Fritz, Florian Grillitsch und Zlatko Junuzovic bei der Versammlung zu Gast. Während der Applaus der Mitglieder für Coach und Spieler eher verhalten ausfiel, gab es von Hubertus Hess-Grunewald freundliche Worte: „Wir haben vollstes Vertrauen.“
Seitenhieb gegen Eichin
Und auch Baumann stärkte dem jungen Trainer demonstrativ den Rücken: „Wir gehen den Weg mit Alex Nouri und seinem Team.“
Der Geschäftsführer sprach außerdem über die aktuelle Kaderplanung, verteidigte den sehr großen Kader und gab seinem Vorgänger Thomas Eichin einen Seitenhieb mit: „Wir hatten keine Scoutingergebnisse, weil wir keine Scouts mehr hatten.“ Eichin war bekannt dafür, mit einer speziellen Software und mit vielen Spielerberatern zu arbeiten.
Standortwechsel ist eine Option
Baumanns betonte die Bedeutung der Nachwuchsarbeit für das Bundesliga-Team: „Die Zusammenarbeit mit der U23 und dem Leistungszentrum ist für unsere Zukunft weiterhin extrem wichtig.“
Zuvor hatte Präsident Hess-Grunewald schon über den Standort des Leistungszentrums gesprochen. Der Verein möchte das bisherige Zentrum gerne ausbauen, an der Pauliner Marsch gibt es allerdings einige Widrigkeiten.
Und so wird auch ein Umzug ins niedersächsische Umland in Erwägung gezogen, ein Architekt bereitet derzeit Entwürfe für beide Eventualitäten vor. In drei Jahren steht die nächste Zertifizierung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Leistungszentren an, bis dahin will Werder die Frage spätestens geklärt haben.
Bei der Mitgliederversammlung wurden auch zu später Stunde die Weichen im Aufsichtsrat neu gestellt. Willi Lemke, Dr. Werner Brinker und Hans Schulz schieden aus dem Kontrollgremium aus.
Dafür sind jetzt Medienunternehmer Thomas Krohne, der auch Präsident des Deutschen Volleyverbandes ist, Bauunternehmer Kurt Zech und BLG-Unternehmenssprecher Andreas Hoetzel neu dabei. Zusammen mit Marco Bode wurden die drei kurz vor Mitternacht mit elf Gegenstimmen gewählt.