„Die Halle kommt uns zwar voll vor“, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann mit Blick auf die rund 300 geladenen Besucher in der Oberen Rathaushalle. „Aber eigentlich bräuchten wir fast 1.000 Hallen, wenn wir jeden einzelnen Ehrenamtlichen einladen wollten – über 270.000 Menschen sind in Bremen ehrenamtlich aktiv.“ Die Zahl stammt aus dem Freiwilligensurvey, den der Bund im September vorgelegt hat.
Unter den drei Stadtstaaten sei Bremen absoluter Spitzenreiter hinsichtlich der ehrenamtlich engagierten Bürger, ergänzte Innensenator Ulrich Mäurer. Auch dies ist ein Ergebnis des Surveys. Den freiwilligen Einsatz tausender Bremer nehmen die beiden Senatoren jedes Jahr zum Anlass, um einmal „danke“ zu sagen und das gesellschaftliche Engagement zu würdigen.
„Unsere Gesellschaft würde ohne Sie völlig anders aussehen“
Zur Veranstaltung am Montagabend waren unter anderem Freiwillige aus der Flüchtlings- und Obdachlosenarbeit, dem Garten der Kulturen, der Bremer Tafel, mehreren Kindertagesstätten sowie Vertreter von Behindertenverbänden und anderen Einrichtungen und Institutionen geladen.
„Ohne Ehrenamtliche würde es keine Opferhilfe geben, keine Willkommens-Cafés in Flüchtlingsheimen, keine Lese- und Ausbildungspaten, keine Suppenengel für Wohnungslose, keine Lebensmittel-Tafeln für verarmte Bremerinnen und Bremer, keine kostenlose Nachhilfe, keine freiwillige Feuerwehr und vieles mehr“, sagte Innensenator Mäurer. „Unsere Gesellschaft würde ohne Sie völlig anders aussehen.“ Es wäre ein Gemeinwesen, das kälter und egozentrischer wäre, so Mäurer weiter.
Ehrenamtliche präsentierten ihr soziales Engagement
Stellvertretend für die zahlreichen Organisationen und Verbände hatten vier Einrichtungen Gelegenheit, ihr soziales Engagement vorzustellen. Dazu zählten „Wohnen mit Service“ vom Caritas Verband Bremen, das Projekt „Sport gegen Gewalt“, das „Haus der Zukunft/Mehrgenerationenhaus Bremen Lüssum“ und der Verein Frauen und Gesundheit, der Träger der Frauengesundheit Tenever ist.
Die beiden Senatoren gingen in ihren Reden auch auf die Gründe ein, warum sich Menschen für ein Ehrenamt entscheiden. „Im Ehrenamt drückt sich der gesellschaftliche Zusammenhalt aus“, sagte Anja Stahmann. „Das Gefühl, dass man nicht alles dem Staat überlassen will, sondern dass man selber mit anpacken will, um etwas mehr Solidarität und Mitmenschlichkeit in die Gesellschaft zu tragen.“
Und nicht nur das. Wenn man sich sozial engagiert, gibt man den Menschen zwar viel, bekommt aber auch viel zurück, ist sich Mäurer sicher. „Ein Ehrenamt gibt neue Anstöße, verhilft zu neuen Sichtweisen, stiftet Freundschaften und erweitert den Bekanntenkreis. Es macht reicher, wenn man etwas für andere tut und nicht nur dem eigenen Broterwerb zugewandt ist.“