„Unsere drei Kinder sind endlich windelfrei, sodass viel weniger Müll anfällt als bisher. Die Restmülltonne mit 120 Litern Fassungsvermögen ist somit absolut überdimensioniert, eine mit 90 Litern würde vollkommen ausreichen“, sagt der Lehrer.
Deshalb habe er Kontakt zur Müllentsorgung aufgenommen und dort sein blaues Wunder erlebt: „Man teilte mir mit, dass für einen fünf Personen-Haushalt Restmüllgefäße mit insgesamt 180 Litern vorgesehen sind und wir eine Tonne dazu bekommen würden.“ Mehr zahlen solle er auch.
Gebührenordnung ist nach Personenzahl gestaffelt
„In Bremen ist die Gebührenordnung gestaffelt und richtet sich abgesehen von einem Grundbetrag nach der Personenzahl im Haushalt. Darin ist aber auch die Abfuhr der Biotonne- der Papiertonne und die Nutzung des Recyclinghofes enthalten“, erläutert Jens Tittmann, Sprecher des grünen Umweltsenators.
Man gehe davon aus, dass bei Personen, die Restmüll vermeiden, stattdessen mehr anderer anfällt. „Das ist ein umfangreiches Gesamtpaket, dass der Gesetzgeber so beschlossen hat. Man kann bei sowas nicht auf jede Individualität eingehen.“
In anderen Städten wird nach Gewicht abgerechnet
May meint aber doch, dass nicht alle über einen Kamm geschoren werden können und hat Widerspruch eingelegt. Der 40-Jährige versteht die Welt nicht mehr: „In anderen Städten und Kommunen wird die Abfallgebühr nach Gewicht berechnet. Warum ist das hier nicht möglich?“
Darauf hat der Sozialdemokrat Jürgen Pohlmann, Vorsitzender der Deputation für Bau und Umwelt, eine Antwort: „Natürlich ist Abfallvermeidung das oberste Ziel. Wir haben unser Gebührensystem vor zwei Jahren optimiert und meines Erachtens gerechter gestaltet.
Problem: Müll wird oft illegal entsorgt
In Kommunen, die nach Gewicht abrechnen, kommt es immer wieder vor, dass Müll beim Nachbarn, beim Arbeitgeber oder gar illegal entsorgt wird. Das kann auch nicht die Lösung sein.“
Umweltschützer sehen das ähnlich. „Natürlich wäre es gut, Menschen, die wenig Müll produzieren zu belohnen. Aber man spart ja auch, indem man die Tonne nicht öfter rausstellt als im Ortsgesetz vorgesehen“, gibt Mareile Timm vom Umwelt- und Klimaschutzteam des BUND Bremen zu bedenken.
„Ein echter Standortnachteil“
Familie May will trotzdem nicht klein beigeben und hat einen Anwalt eingeschaltet. „ Es geht schließlich auch ums Prinzip und die Menge der Apsekte, die in Bremen so passieren.“
Das sei ein echter Standortnachteil. Deshalb denkt das Ehepaar sogar darüber nach, in den Speckgürtel zu ziehen, „um künftig woanders Steuern zu zahlen“.