Rober Rennie ist Resident Mentor an der Jacobs University und organisiert ein Festessen für den Heiligen Abend. Foto: Füller Rober Rennie ist Resident Mentor an der Jacobs University und organisiert ein Festessen für den Heiligen Abend. Foto: Füller
Bremen-Nord

Zum ersten Mal traditionelle Weihnachten feiern

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Für die, die Weihnachten von Klein auf kennen ist es schmerzlich, ohne die Familie zu feiern. Andere haben das christliche Fest noch nie erlebt: Gastfamilien und Mentoren kümmern sich um Studenten und Traditionen.

Robert Rennie ist Resident Mentor (zu Deutsch: Hausvater) an der Jacobs University (JUB) und damit Familienersatz und Unterstützung für rund 220 Studenten. Er lebt seit August mit seiner Frau und den drei Söhnen auf dem Campus, im selben Gebäude mit den jungen Menschen, die er betreut.

„Mein Beruf ist eine Mischung aus Sozialarbeiter, Eventmanager und Hausmeis­ter“, sagt er. Die jungen Menschen aus aller Welt – viele von ihnen gerade erst zwischen 17 und 20 Jahren alt – bräuchten eben manchmal den „fremden“ Familienanschluss, wenn es etwa um Prüfungen oder Privates geht.

Die Rennies organisieren ein Festessen

Auch Weihnachten beschäftigt sie. Die einen, weil sie es nicht kennen und sich dafür interessieren. Die anderen, weil sie ihre Familien über die Feiertage nicht besuchen können. „Meine Frau und ich organisieren ein Festessen für die, die hier bleiben“, sagt Rennie.

Am Heiligen Abend soll es für alle, die dabei sein wollen, ein traditionelles Weihnachtsessen geben: Vorspeise und Gänsekeule, danach Spiele und sogar kleine Geschenke. Das sei Tradition auf dem Campus, eine der Mentoren-Familien der vier Colleges kümmere sich um ein Weihnachtsfest für die Studenten.

Niemand soll an Weihnachten alleine sein

„Für uns und die Kinder ist das auch eine tolle Erfahrung. Wir kommen aus Großbritannien und da feiert man Weihnachten ja erst am 25. Dezember richtig“, sagt der 38-Jährige. Deshalb habe er sich auch bei der Cateringfirma erkundigt, was man in Deutschland traditionell an Weihnachten serviert.

Seine Söhne, fünf, acht und zehn Jahre alt, freuen sich auch auf Heiligabend, erhalten sie ihre Geschenke doch sonst immer erst einen Tag später.

Die Mehrheit der Studenten würde Weihnachten sonst gar nicht feiern – weil es das Fest in ihrer Kultur eben nicht gibt. „Niemand soll an Weihnachten alleine sein. Wir wollen den jungen Leuten das typisch deutsche Weihnachten zeigen, sie sind sehr daran interessiert“, sagt Rennie.

Gasteltern kümmern sich um die Studenten

Er und seine Familie sind aber nicht die einzigen, die sich an Weihnachten um junge Studenten kümmern. Kerstin und Christoph Bardua aus Vegesack etwa sind Gasteltern des 20-jährigen Waleed Asif aus Pakistan.

Er lebt auf dem Campus, hat aber bei den Barduas und ihren Kindern eine Ersatzfamilie für die Dauer seines Studiums an der JUB gefunden. Waleed feiert zum ersten Mal Weihnachten. Bei den Barduas wird das Fest traditionell mit einem Gottesdienst begonnen.

Wenn das Glöckchen klingelt geht es los

„Waleed wird von uns abgeholt und dann geht es zum Dom. Danach fahren wir zu uns“, sagt Kerstin Bardua. Dort erwartet die Familie ein verschlossenes Weihnachtszimmer. Erst wenn das Glöckchen klingelt, dürfen die Kinder den Raum betreten.

Es gibt Tee und Gebäck – und natürlich Geschenke. „Waleed erlebt Weihnachten bei uns so, wie es auch unsere Kinder von klein auf kennen“, sagt die Ersatz-Mama, selbst Mutter von vier Kindern zwischen 13 und 19 Jahren.

Gemeinsam in die Kirche

Auch Helga Schierenbeck aus Findorff ist Gastmutter zweier Studenten. Manish aus Nepal ist 20 Jahre alt und wird mit der ganzen Familie Schierenbeck ebenfalls zunächst die Kirche besuchen. Danach geht es zum Essen – anders als sonst bei Schierenbecks üblich im Restaurant.

„Das haben wir auch noch nie gemacht. Aber wir haben Manish schon vorgewarnt, dass das nicht unsere eigentliche Tradition ist“, verrät die 68-Jährige. Manish gehöre zur Familie, deshalb sei er auch eingeladen, die übrigen Feiertage ebenfalls mit ihnen zu verbringen.

Traditionen werden auch vermischt

So wie Manish wird auch Enyu aus China ein nicht ganz typisch-deutsches Weihnachtsfest erleben: Marianne und Steen Gundertofte aus Ritterhude mischen Traditionen: Bei ihnen wird am ersten Weihnachtstag ein so genanntes Julbord gefeiert.

Das mit vielen unterschiedlichen Speisen versehene Essen stammt aus Dänemark, so wie Steen Gundertofte selbst. Zuvor wird der erst 17-jährige Student ebenfalls zunächst mit der ganzen Familie an Heiligabend die Kirche besuchen. „Es ist auch für uns eine spannende Sache, wenn Enyu dabei ist“, so Marianne Gundertofte.

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