Butterbrottüten liegen auf dem Tisch. Fünf Frauen sitzen drumherum, schneiden und kleben. Nach wenigen Minuten haben sie aus den weißen Tüten dekorative Sterne gebastelt.
„Gestalten von Räumen und des Wohnumfeldes“ heißt dieser Baustein und ist einer von insgesamt sechs Modulen: Räume reinigen, kochen, waschen, anderen bei Alltagsverrichtungen helfen sowie die richtige Vorratshaltung sind ebenfalls Bestandteil. Jetzt bieten die Werkstatt Bremen und die Bremer Heimstiftung die Qualifizierung im Bereich Hauswirtschaft für Menschen mit Behinderung im zweiten Durchgang an.
Ziel der Maßnahme ist es, die Teilnehmer für die Ausbildung zum Fachpraktiker in der Hauswirtschaft und damit für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Dafür arbeiten sie drei Tage in den Stiftungsdörfern der Bremer Heimstiftung und bekommen dort die Praxis mit. Sie machen unter anderem die Betten, spielen mit den Bewohnern und kochen. Den theoretischen Imput gibt es immer mittwochs und donnerstags im Kwadrat und in der Berufsschule an der Delmestraße.
Erfolgserlebnisse sind besonders wichtig
„Die Ausbildung zu machen, ist das große Ziel“, sind sich die beiden Teilnehmerinnen Sabrina Hausmann und Franziska Hartmann einig. Letztere arbeitet gerne mit älteren Menschen und hat einen guten Draht zu ihnen. Eine Erfahrung, die Monika Böttjer, Projektleiterin bei der Bremer Heimstiftung, bestätigt: „Die Teilnehmer haben eine unwahrscheinliche Empathie und erreichen die älteren Menschen auf einer ganz anderen Ebene.“
Doch nicht nur für die älteren Menschen in den Stiftungseinrichtungen, auch für die Teilnehmer ist die Maßnahme eine Bereicherung. „Sie haben im Leben viel Ablehnung erfahren. Die Erfolgserlebnisse während der Qualifizierung sind besonders wichtig“, so Böttjer.
Maßnahmen in den Bereichen Lager und Garten geplant
Auch die Begegnung mit anderen ist bedeutsam. „An der Berufsschule begegnen sie den anderen Schülern. Es gibt keine separaten Orte für Menschen mit Behinderung. Das ist Inklusion“, sagt Christina Gottschalch, Hauptverantwortliche für die Qualifizierung seitens Werkstatt Bremen. Inklusion ist auch für deren Geschäftsführer Ahlrich Weinberg ein wichtiger Begriff: „Eigentlich sollte das, was wir hier anbieten, normal sein. Das Ziel ist erreicht, wenn die Gesellschaft das als alltäglich ansieht.“
Yvonne Blendermann hat ihr persönliches Ziel erreicht: Die 24-Jährige hat am ersten Durchgang teilgenommen und macht seit dem 1. September eine Ausbildung zur Fachpraktikerin Hauswirtschaft. Aufgrund von Erfolgen wie diesem möchten sowohl Werkstatt Bremen als auch die Heimstiftung das Angebot dauerhaft einrichten. Die Akteure überlegen zudem, zukünftig weitere Qualifizierungsmaßnahmen in den Bereichen Lager und Garten anzubieten.
Für den im Oktober gestarteten Kurs können sich Interessierte noch bis zum Jahresende bei Christine Gottschalch unter 0421 361 89 339 anmelden.