Es gibt Jugendliche, die mit pädagogischen Mitteln nicht mehr erreicht werden können, weiß Claudia Ludwigshausen, Leiterin des Zentrums für unterstützende Pädagogik (ZuP) an der Gerhard-Rohlfs-Oberschule.
Gemeinsam mit Ulrich Brüggemann, stellvertretender Leiter des ReBUZ Bremen-Nord, hatte Ludwigshausen Vertreter aus Oberschulen, von Polizei und Jugendgerichtshilfe eingeladen, um das Projekt „Knast ist nicht cool“ vorzustellen.
Anschauliche Beispiele
Ins Leben gerufen wurde dieses 1996 in Hamburg von Volkert Ruhe, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm und die Arbeit des Vereins „Gefangene helfen Jugendlichen“ (GhJ) vorstellte. Ruhe war acht Jahre seines Lebens inhaftiert. Begleitet wurde Ruhe von Teyfik Sahin, der ebenfalls bereits inhaftiert war und sich im Verein GhJ engagiert.
Sahin war mit 21 Jahren zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe wegen Mordes verurteilt worden. „Ich habe eine Geschichte zu erzählen und die Jugendlichen hören mir zu. Ich habe leider viele Erfahrungen gemacht, auf die ich gerne verzichtet hätte“, sagt Sahin.
Nutzen für beide Seiten
Auch die Inhaftierten zögen Nutzen aus der Arbeit mit den Jugendlichen, erklärte Ruhe: „Sie reflektieren immer wieder und arbeiten ihre Geschichte auf. Es ist Teil der Resozialisierung.“
Dabei erhielten sie jedoch durch die Teilnahme am Projekt keine Vorteile. „Sie werden nach bestimmten und strengen Kriterien ausgewählt. Es darf nicht jeder mitmachen“, erklärte der Vereinsgründer.
Junge Männer sensibilisieren
Mit dem Projekt sollen junge Männer, die bereits straffällig geworden sind oder aber an der Schwelle stehen, für das wirkliche Leben im Gefängnis sensibilisiert werden (wir berichteten). Neben Knast-Besuchen ist auch Präventionsunterricht an Schulen angedacht.
Finanzierung muss geklärt werden
Für den Start mit einer ersten Gruppe ausgewählter Jugendlicher kann das ReBUZ auf eine Spende zurück greifen. Künftig soll allerdings ein Träger gefunden werden, lautete ein Appell in Richtung Sozial-, Bildungs- und Justizressort.
Sollte dies nicht möglich sein, könne man in Bremen auch eine eigene Organisation gründen, um möglichst viele Jugendliche an dem Projekt teilnehmen zu lassen, erklärt Ruhe.
In den kommenden Wochen wählen die Teilnehmer des Treffens erste Jugendliche aus, die in maximal zwei Gruppen daran teilnehmen sollen. Die Koordination übernimmt zunächst das ReBUZ Bremen-Nord.