Die Zeitmaschine setzt mich inmitten von Rettungskräften in einem Flammenmeer ab. Mein Chronograph zeigt Freitag, den 10. Januar 1964, 2 Uhr an. Um mich herum wuselt ein Heer von Feuerwehrleuten. Ein großes Aufgebot von Lösch- und Rettungsfahrzeugen und eine Schaumkanone stehen dicht an den Bahngleisen, die sich durch die sengende Hitze verformt haben und Schlangenlinien bilden.
Sirenen und Martinshörner heulen, und zwei brennende Lokomotiven, deren mannshohe Stahlräder das Feuer weißglühend hat werden lassen, verursachen mit dem aus ihnen weichenden Wasserdampf ein gespenstisches Zischen. Die Loks und eine Reihe von Güter- und Kesselwagen sind entgleist, zum Großteil umgekippt, einige ineinander verkeilt oder auseinandergerissen.
Nach Zugunglück leuchtet der Nachthimmel rot
Aus den mit Rohöl gefüllten Kesselwagen spritzt Öl in Fontänen heraus, verteilt sich über die Gleise und entzündet sich an den aus den Loktendern geschleuderten Kohlen. Hühnerfutter aus der Fracht eines der Züge schwelt hüfthoch auf den Gleisen, Schrottteile aus der Ladung liegen überall herum. Der nachtschwarze Himmel über dem Bahnareal hat eine blutrote Farbe angenommen.
Wieder zurück im Jetzt will ich genau wissen, was da passiert war und beginne zu dem Zugunglück zu recherchieren. Um 0 Uhr 23 Minuten war ein in Richtung Bremen fahrender Güterzug mit einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern ungebremst auf einen stehenden Güterzug aufgefahren, weil der Lokführer ein auf Halt stehendes Zwischensignal nicht wahrgenommen hatte. Zum Glück wurden sowohl die Zugführer als auch die Heizer nur unwesentlich verletzt.
Bremer Feuerwehr sorgt für Löschschaum
Unmittelbar nach dem Unfall hatte man in Delmenhorst Katastrophenalarm ausgelöst, die Rettungsmaßnahmen wurden von Stadtdirektor Jürgen Mehrtens koordiniert. Die Feuerwehr der Delmestadt, hauptamtliche und freiwillige Kräfte, war mit allen verfügbaren Fahrzeugen ausgerückt und erhielt durch ein Tanklöschfahrzeug aus Ganderkesee und Trupps der Bremer Berufsfeuerwehr Unterstützung. Diese sorgten auch für den dringend benötigten Löschschaum.
Dazu gesellten sich vier Wagen und ca. 30 Männer des Technischen Hilfswerkes und ein Aufgebot von Rot-Kreuz-Helfern, das die Brandbekämpfer mit Getränken versorgte. Die Schadenshöhe an Loks, Waggons und dem Gleiskörper wurde von der Bundesbahn mit einer Höhe von mehr als 600.000 Mark beziffert, auch der finanzielle Verlust der vernichteten Bahnfracht schlug erheblich zu Buche.