77 Prozent der Ganderkeseer kaufen ihre Lebensmittel schwerpunktmäßig in Ganderkesee. Ein Wert, der niedriger nicht sein sollte, denn laut Katharina Staiger müsse man Richtung 80 Prozent kommen. „Sonst stimmt die Grundversorgung nicht“, so die Marktforscherin.
Die Daten sind das Ergebnis der Haushaltsbefragungen, bei denen 400 Ganderkeseer telefonisch befragt worden sind und 162 online teilgenommen haben. Das Einzelhandelskonzept dient der planungsrechtlichen Steuerung des großflächigen Einzelhandels, also des Einzelhandels mit jeweils über 800 Quadratmetern Verkaufsfläche. Ein Teil der Ergebnisse ist am Donnerstag im Gemeindeentwicklungsausschuss vorgestellt worden.
Onlineversand beeinträchtigt Einzelhandel
Steigerungspotenziale sieht Staiger bei der Kaufkraft. Diese beträgt in Ganderkesee 179 Millionen Euro, aber es würden lediglich 100 Millionen Euro Umsatz verzeichnet werden. „Die Kaufkraft fließt raus“, stellte Staiger fest.
Insbesondere in den Bereichen Drogerie, Parfüm, Apotheke sei dies der Fall. Denn viele Ganderkeseer, die an der Grenze zu Delmenhorst leben, würden sich auf die Stadt und nicht auf die Gemeinde ausrichten.
Und auch mit dem Onlinehandel muss sich der Einzelhandel auseinandersetzen. Viele Bürger bestellen im Internet Schuhe, Lederwaren und Elektrogeräte. „Das beeinträchtigt die Entwicklung im Einzelhandel“, so Staiger. Dieser Trend gelte allerdings bundesweit und nicht nur in Ganderkesee.
Empfehlungen aus dem Einzelhandelskonzept
Positiv sei dagegen, dass 38 Prozent der Ganderkeseer Spielwaren im Gemeindegebiet kaufen. „Das ist ein sehr guter Wert, auch in Bezug auf die Konkurrenz durch den Onlinehandel“, bewertete die Marktforscherin das Ergebnis.
Ihre Empfehlungen: Keine Neuansiedlung von Discountern und Supermärkten, dafür aber eines weiteren Drogeriemarktes. Potenzial dafür bestehe vor allem in Bookholzberg. Zudem bestehe in allen weiteren Branchen Ergänzungsbedarf.
Verbundvorteile für Einzelhandel im Ortskern generieren
Arnold Hansen (Freie Wähler) nutzte im Ausschuss die Gelegenheit, um sich nach einem möglichen Discounter im Neubaugebiet Bargup zu erkundigen. „In dem Neubaugebiet leben dann etwa 300 Einwohner extra, damit rechtfertigt man keinen neuen Discounter“, so Staiger.
„Das Potenzial ist da, die Gemeinde muss die Rahmenbedingungen schaffen“, sagte Ralf Wessel (CDU). Er pocht darauf, dort wo schnelle Veränderungen möglich sind, anzupacken. Staiger betonte diesbezüglich, dass nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Räumlichkeiten mitspielen müssen und empfiehlt, aus dem bestehenden Fachhandel im Ortskern mehr zu machen und Verbundvorteile zu generieren.