Pro: Bußgelder können Bewusstsein stärken
Ohne Rettungsgasse keine Hilfe an der Unfallstelle! Aus diesem Grund ist in Deutschland bei Verkehrssituationen, die auf mehrstreifigen Richtungsfahrbahnen zu einem Rückstau führen können, die Bildung einer Rettungsgasse verpflichtend vorgeschrieben.
Aus eigener Erfahrung und aus Berichten anderer Einsatzkräfte weiß ich, dass diese Vorschrift von den Verkehrsteilnehmern nur unzureichend umgesetzt wird. Das führt dazu, dass Einsatzkräfte häufig mit großer zeitlicher Verzögerung die Einsatzstellen erreichen. Nicht selten entscheiden in solchen Situationen nur wenige Minuten über Leben und Tod beteiligter Unfallopfer.
Das Thema Rettungsgasse muss tiefer im Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer verankert werden. Höhere Bußgelder können das Bewusstsein für die Notwendigkeit stärken. Die derzeit gültigen geringen Bußgelder suggerieren den Verkehrsteilnehmern, dass die Missachtung der Vorschriften lediglich eine Bagatelle sei.
Michael Richartz Pressesprecher der Feuerwehr Bremen
Contra: Positive Motivation hat stärkeren Effekt
Jeder, der schon einmal Zeuge eines Unfalls auf der Autobahn mit nachfolgendem Stau geworden ist, weiß ganz genau, wie wichtig Rettungsgassen sind. In solchen Situationen ist die Gasse die einzige Möglichkeit, dass medizinische und technische Hilfe zur Unfallstelle gelangt.
Doch kann eine Erhöhung der Bußgelder bei Missachtung der Rettungsgasse helfen? Unserer Meinung nach kann eine echte Veränderung nur durch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen erreicht werden. Hier gilt es, über die Bedeutung der Rettungsgasse aufzuklären und die Verkehrsteilnehmer für dieses Thema zu sensibilisieren.
Eine positive Motivation hat sicherlich einen stärkeren Effekt, als den Autofahrern einfach nur wieder das Geld aus der Tasche zu ziehen. Daher appelliert der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. an die Politik, mehr zu tun, als lediglich härtere Strafen und neue Verbote zu erlassen.
Dr. Michael Haberland, Präsident Automobilclub Mobil in Deutschland e.V.