Polizisten werden immer wieder bei Einsätzen verletzt, so wie von HSV-Randalierern beim Nordderby in Bremen. Symbolfoto: WR Polizisten werden immer wieder bei Einsätzen verletzt, so wie von HSV-Randalierern beim Nordderby in Bremen. Symbolfoto: WR
Trend zur Gewalt

Polizisten immer brutalerer Gewalt ausgesetzt

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Laut polizeilicher Kriminalstatistik ist die Anzahl von Gewalttaten gegen Polizisten in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Auch Rettungskräfte müssten sich mittlerweile immer häufiger gegen Übergriffe wehren.

Biljana Neloska und Andreas Sieler

Dienstagabend in Gröpelingen: Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei überprüfen Jugendliche, die sich abends auf einem Schulhof aufhalten. Einer widersetzt sich der Kontrolle und muss von den Beamten festgehalten werden. In diesem Moment stürmt ein mit Holzlatten bewaffneter Mob auf die Polizisten zu und greift sie an.

Szenen wie diese sind kein Einzelfall. Wie der polizeilichen Kriminalstatistik für 2015 zu entnehmen ist, steigt die Zahl der Gewalttaten gegen Bremer Polizeibeamte deutlich an. Waren es im Jahr 2011 noch 299 Fälle, wurden 2015 bereits 418 Taten verzeichnet.

„Die Beamten werden massiv von den Angreifern bepöbelt. Die Gewaltbereitschaft nimmt zu, die Hemmschwelle sinkt. Es gibt deutlich mehr Übergriffe, die auch immer roher und brutaler werden“, sagt Jochen Kopelke, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Bremen. Jeden Tag würden mindestens zwei Polizisten Oper einer Straftat.

Pöbeln, spucken, beißen

„Viele Kollegen werden dabei auch verletzt und fallen im Dienst aus. Im Einsatz fehlt uns dann dadurch die Manpower“, erklärt Kopelke.

Verschiedene Maßnahmen sollen dieser „besorgniserregenden Entwicklung“ entgegenwirken. Seit 2014 sind die Bremer Polizisten mit speziellen Hauben ausgerüstet. Diese können Angreifern angelegt werden und sollen verhindern, dass die Beamten bespuckt oder gebissen werden.

Darüber hinaus werden seit 2016 Bodycams eingesetzt. Einerseits sollen sie nach Angriffen einer besseren Strafverfolgung dienen, andererseits als Mittel der Prävention fungieren. „Die Menschen verhalten sich anders, sobald sie mitkriegen, dass sie gefilmt werden. Und wir haben eine klare Botschaft an die potentiellen Täter: Uns greift man nicht an“, so Kopelke.

„Das Klima ist rauer geworden“

Auch Rettungskräfte hätten vermehrt mit diesem „Gewalt-Trend“ zu kämpfen. Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innenressorts, bestätigt Berichte von Feuerwehr und Sanitätern: „Das Klima bei Rettungseinsätzen ist rauer geworden.“

So komme es des Öfteren zu Rempeleien. Vorfälle die zu Anzeigen führten oder nach denen sich Rettungskräfte krankschreiben lassen mussten, gab es in Bremen aber bislang noch nicht.

„Verrückt genug“ sei jedoch die Entwicklung, dass mittlerweile viele Rettungskräfte Deeskalationskurse belegen. „Die Helfer müssen in manchen Situationen erst ein Klima schaffen, in dem sie überhaupt helfen können“, so Gerdts-Schiffler. Offizielle Zahlen oder Statistiken gibt es allerdings nicht.

„Gefühlt nehmen die Übergriffe zu“, sagt auch Carina Nienstedt von der Bremer Landesgruppe der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG). „Der Respekt ist von vielen Menschen nicht da“, bemängelt sie.

 

 

 

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