Weser Report: In Ihrem Gutachten von 2015 haben Sie angeführt, mit einem Drainage-System könnten die Platanen erhalten bleiben.
Block-Daniel: Das war für mich die Konkretisierung eines Alternativvorschlags – aus der Sicht des Baumes. Bei anderen Bauvorhaben übernehme ich oft die ökologische Bauleitung. Da sind solche Vorschläge gefragt.
Die Bürgerinitiative Platanen am Deich hat daraus – im Gegensatz zur Behörde – die Hoffnung gezogen, die Bäume könnten doch erhalten bleiben.
Das war auch meine Hoffnung. Bäume sind Lebewesen und ich habe meinen Beruf gewählt, um Bäume zu erhalten. Erhalt geht grundsätzlich vor Fällung, aber wenn die Bedingungen nicht stimmen, geht es manchmal nicht anders.
Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund die Entscheidung der Stadt, die Platanen für die Deicherneuerung zu fällen?
Ein Baumgutachten kann immer nur Argumente für den Erhalt des Faktors Baum liefern. Genauso spielen aber auch andere Aspekte bei dieser Baumaßnahme eine Rolle: die Stadtgestaltung, die Deichsicherheit und sicherlich auch die Kosten. Ich habe Argumente dafür geliefert, dass die Baumaßnahmen so wie geplant nicht umsetzbar sind, wenn die Platanen erhalten bleiben sollen, und ich habe Alternativen aufgezeigt, die in die Abwägung eingeflossen sind. Andere Faktoren waren aber stärker. Das tut schon weh.
Können Sie als Baumgutachter denn beurteilen, ob ein Drainagesystem die Sicherheit des Deiches vielleicht gefährden würde?
Nein, das kann ich nicht. Dass eine solche Lösung vom Deichschutz her nicht zulässig ist, habe ich zu dem Zeitpunkt nicht gewusst. Ich habe von Vornherein gesagt, das wäre ein Experiment. Außerdem bin ich kein Entscheidungsträger. Das wird mir zwar oft unterstellt, aber ich trage nur Wissen bei.
Bei der jüngsten Diskussionsveranstaltung mit der Bürgerinitiative sind die Emotionen trotzdem hochgekocht.
Mir wurde an dem Abend die aktuelle Vorzugsvariante vorgelegt. Wird sie umgesetzt, verliert der Baum durch die Spundwand einen großen Teil des Wurzelwerks und in der Folge 50 bis 60 Prozent seiner Krone. Da kann mir das im Herzen noch so weh tun: Unter diesen Bedingungen haben die Bäume einfach keine Chance. Bei dem Thema kochen die Emotionen sehr hoch. Als Sachverständiger muss ich mich neutral halten, aber die Deichkulisse, wie sie jetzt ist, ist schon toll.
Ist Ihrer Einschätzung nach ein Erhalt trotzdem ausgeschlossen?
Wenn die aktuelle Vorzugsvariante so umgesetzt wird: ja. Falls die Bäume erhalten bleiben sollen, bräuchten wir eine völlig andere Ausbauvariante.
Immer wieder wurde ja auch der Massaria-Befall der Bäume als Argument herangezogen. Wie hat sich die Krankheit zwischen ihren Gutachten 2012 und 2015 entwickelt?
Die Situation hat sich deutlich verschlechtert. 2011 waren rund 15 Prozent der Bäume erkrankt, 2015 war es jeder dritte. Der Baum kann damit zwar grundsätzlich leben und würde er zum Beispiel in einem Wald stehen, wo er niemanden gefährdet, ist das kein Problem. Gravierende Probleme gibt es aber im Stadtbereich, wenn die erkrankten Bäume, die aufgrund der Krankheit auch dicke Äste verlieren, die Verkehrssicherheit gefährden.