Sprengmeister Andreas Rippert. Foto. WR Sprengmeister Andreas Rippert und sein Team werten alte Luftaufnahmen aus, um Blindgängern auf die Spur zu kommen. Foto: Barth
Explosiv

Bremer Sprengmeister: Die Ausbildung ist der Schutz

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Im vergangenen Jahr hatten der Bremer Sprengmeister Andreas Rippert und sein Team alle Hände voll zu tun: In Bremen mussten, wie am Freitag, mehr Bomben und Granaten entschärft werden als sonst üblich.

Es sind die großen Einsätze, die in Erinnerung bleiben – zumindest bei den Bremern. Für Sprengmeis­ter Andreas Rippert gibt es jedoch jeden Tag etwas zu tun, auch wenn niemand darüber berichtet. „Es wird gezielt gesucht und auch fast an jedem zweiten Tag etwas gefunden“, sagt Rippert, Leiter des Kampfmittelräumdienstes in Bremen.

Das bekomme nur nicht immer auch die Öffentlichkeit mit, da nicht immer evakuiert werden müsse. „Und oft geht es auch sehr schnell“, sagt Rippert.

2016 war ein „Bomben“-Jahr

Im vergangenen Jahr hatten er und sein sechsköpfiges Team tatsächlich alle Hände voll zu tun: Rund 150 Brandbomben, 150 Sprenggranaten, 160 Handgranaten und 14 Sprengbomben – davon sieben mit Langzeitzünder – mussten entschärft und beseitigt werden.

„Das war überdurchschnittlich viel. Vor allem bei den Handgranaten, so viele wie 2016 hatten wir in 20 Jahren nicht“, sagt Rippert. Die Einsätze verteilten sich auf das gesamte Stadtgebiet. „Es gibt keinen Stadtteil, der heraus sticht“, so der 58-Jährige weiter.

Jede Baustelle wird begutachtet

Es gebe jedoch Gebiete, die von seinen Vorgängern noch nicht abgesucht wurden. Hinzu kämen auch überdurchschnittlich viele Bauanträge, die im Jahr 2016 gestellt wurden: 1.350 – sonst waren es im Schnitt 1.200.

Auf jeder Baustelle muss nämlich zunächst der Kampfmittelräumdienst das Gelände untersuchen. „Zuerst schauen wir nach, ob es Unterlagen über bereits beseitigte Bomben auf dem betreffenden Grundstück gibt. Danach werden Luftaufnahmen ausgewertet“, so Rippert weiter.

Luftbilder helfen bei der Suche

Diese haben die Alliierten während des Zweiten Weltkrieges gemacht. Sie zeigen sowohl Krater, wo Bomben detonierten, aber auch erkennbare Punkte, wo ein Geschoss in den Boden eingeschlagen, jedoch nicht hochgegangen ist.

„Wenn wir einen Verdacht haben, untersuchen wir mit Metalldetektoren oder je nach Tiefe mit Bohrungen, in die der Detektor hinein gelassen wird“, sagt der Sprengmeister. Dafür werden auch Spezialfirmen beauftragt, 200 Mal ist das in 2016 passiert.

Der Zünder ist entscheidend

Wie eine Bombe entschärft  wird, hängt dabei ganz davon ab, was der Sprengmeister vor sich hat: Der Zünder ist entscheidend. Anhand einzelner Merkmale kann Rippert erkennen, ob es sich um ein englisches oder amerikanisches Fabrikat handelt.

Zudem, ob es sich um einen Langzeitzünder mit oder ohne Ausbausperre handelt. „Manchmal kann man den Zünder mit der Hand heraus drehen, manchmal müssen wir Werkzeuge wie Rakenklemmen oder Wasserschneider benutzen“, so Rippert weiter.

Dies ginge auch aus der Deckung heraus. Nach jeder erfolgreichen Sprengung oder Entschärfung  ruft Rippert als erstes seine Frau an. Was ihn und seine Mitarbeiter am Ende schütze, sei die gute Ausbildung.

Ein allmorgendliches Ritual

Bomben werden laut Rippert im Übrigen so gut wie nie zufällig gefunden – auch die 1.000-Kilo-Bombe im Stefanie-Viertel im Sommer 2016 nicht. „Wir waren darauf vorbereitet“, so Rippert weiter. Derzeit erstellt das Team ein Kataster, in das alle abgesuchten Flächen eingetragen werden. 16.900 Datensätze in Papierform müssen die Mitarbeiter noch übertragen.

Einen Glückbringer hat der Sprengmeister nicht – dafür eine Art Ritual: An jedem Morgen, wenn er das Haus verlässt, sagt er zu seiner Frau: „Bis heute Abend“.

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