In einer Welt, in der Prognosen eintreffen, wäre auf dem Gelände der Oberschule Hermannsburg aktuell eine riesige Baustelle, mit Mauern, die in der Grundform von drei ungleichen Flügeln nach oben ragen. Im Frühjahr 2017, so der ursprüngliche Plan, sollte der Rohbau des neuen Schulgebäudes fertig sein. Ende des Jahres hätte er für den Unterricht bereit stehen sollen.
Bauantrag wird erst im Frühsommer gestellt
In der realen Welt sieht die Geschichte ein wenig anders aus. Immer wieder hatte sich der Baubeginn verzögert. Kein Spatenstich wurde bisher getätigt. Noch nicht einmal der Bauantrag ist gestellt – erst im Mai oder Juni soll es soweit sein.
Gregor Rietz (CDU), Sprecher des Bauaussschusses in Huchting, findet den neuen Zeitplan skandalös. „Bei der Beiratssitzung im Oktober 2016 hatte man uns erzählt, dass nur noch der Bauantrag fehlt. Uns nun damit bis Mai hinzuhalten, ist unverständlich. Als Architekt weiß ich, dass so etwas nur ein paar Wochen dauert“, klagt er. Nach dem ursprünglichen Plan im Architekturwettbewerb hätte der Antrag sogar schon bis Ende 2015 gestellt sein sollen.
Kosten müssen noch reduziert werden
Tatsächlich war die Aussage von Oktober, dass nur noch der Bauantrag fehle, falsch. Erst am 20. Januar hat die Bildungsbehörde sich für eine Planungsvariante für das neue Gebäude an der Oberschule Hermannsburg entschieden. In dieser „Variante sechs“ sind die Fach- und Verwaltungsräume etwas anders verteilt, als in der ursprünglichen Fassung des Architekten.
Außerdem, so heißt es aus dem Bildungsressort, muss noch an den Kosten geschraubt werden. „Die aktuelle Summe beträgt 9,1 Millionen Euro für die reinen Baukosten“, so Miriam Schmidt, persönliche Referentin bei der Bildungssenatorin. „Wir müssen innerhalb der Planungsphase prüfen, inwieweit wir die Summe noch reduzieren können.“ Ursprünglich waren nicht mehr als 8,4 Millionen Euro für den Bau vorgesehen.
Teil der Oberschule war einsturzgefährdet
Der Neubau war nötig geworden, weil ein Teil des Hauptgebäudes einsturzgefährdet ist. Verwaltungsräume, eine Werkstatt, sowie die Mensa sind seit Sommer 2013 in Containern auf dem Schulgelände untergebracht. Besonders Fachräume fehlen durch die Sperrung.
Mit der Situation, seit Jahren nur einen Teil der Schulräume zur Verfügung zu haben, hat man sich an der Hermannsburg halbwegs arrangiert. „Wir kriegen das hin, müssen aber natürlich Kompromisse eingehen“, so Mathelehrer Meik Cordes, der an vielen Sitzungen zwischen Bildungsbehörde, Architekt und Schule beteiligt war.
Der Oberschule an der Hermannsburg fehlen Fachräume
Der Verzicht auf die Turnhalle und zwei der fünf Fachräume, die im einsturzgefährdeten Teil der Schule liegen, bedeutet organisatorischen Aufwand: Sportunterricht haben die Schüler in den Hallen anderer Schulen – die Zeit, um dorthin zu kommen, geht von Pausen und Unterricht ab.
Und die verbliebenen Fachräume für naturwissenschaftliche Fächer müssen auf die vielen Klassen verteilt werden, je nachdem, wer Experimente machen muss oder wer die zusammengeschrumpften naturwissenschaftlichen Sammlungen braucht.
Prognose zum Bau-Ende wagt Immobilien Bremen nicht
„Wir wissen, dass die Planung für eine Schule nicht mit der für ein Einfamilienhaus zu vergleichen ist. Ein bisschen schneller hätte es aber schon gehen können“, fasst Cordes die Stimmung der Lehrerschaft zusammen.
So richtig meckern will man in der Hermannsburg aber nicht: Schließlich sei die Schule immer gut beteiligt worden. „Es gibt regelmäßige, sehr konstruktive Treffen“, so Cordes. „Wir hatten von Anfang an Kontakt zum Architekten. Wie sollen die Fachräume aussehen, was brauchen wir – zu all diesen Fragen konnten wir uns äußern.“
Wann es tatsächlich mit dem Bau losgeht, wann der Bau womöglich gar abgeschlossen sein könnte – dazu wagt Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen, noch keine Prognose abzugeben. „Das wäre alles rein spekulativ“, sagt er.