„Diese 40 Tage dienen der Vorbereitung auf das Osterfest und sollen an jene Zeitspanne erinnern, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbrachte“, erläutert Henner Flügger, Pastor in der Domgemeinde.
„Früher hat man währenddessen Buße getan, heute versteht man die Periode eher so, wie es biblisch gemeint ist: Die Chance etwas anders zu machen, dem Leben eine neue Richtung zu geben.“
Sonntage werden nicht mitgerechnet
Für den Geistlichen selbst bedeutet das: kompletter Verzicht auf Alkohol und kein Fernsehkonsum – mit Ausnahmen an den Sonntagen.
„Beim Blick auf den Kalender erschließt sich, dass diese bei besagten 40 Fastentagen nicht mitgerechnet werden. Da war die Kirche gnädig, was die Abstinenz leichter macht“, so Flügger.
Weniger als 500 Kalorien pro Tag
Für Laien mag Fasten wiederum gleichbedeutend mit komplettem Nahrungsmittelverzicht sein. „Bei der klassischen Methode ist es jedoch so, dass man weniger als 500 Kalorien pro Tag zu sich nimmt – in Form von Kohlehydraten und Fetten“, stellt Prof. Dr. Johann Ockenga, Klinikdirektor Medizinische Klinik am Klinikum Bremen-Mitte klar.
Im Normalfall sei das medizinisch nicht problematisch, weil der Körper evolutionsbedingt Hungerphasen gut überstehen könne. „Dabei sinkt der Blutzucker ein wenig, aber man ist nicht unterzuckert,“ so der Gastroenterologe.
Hormone werden freigesetzt
In den ersten 24 Stunden würde in der Leber gespeicherter Zucker als Energie-Lieferant genutzt. Anschließend geht es an die Muskeln zwecks Eiweißversorgung und an die Fettdepots.
Gleichzeitig werden Hormone freigesetzt. Durch vermehrten Adrenalin- und Cortisol-Ausstoß komme es zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit und oftmals zu einem Hochgefühl.
Später schaltet der Stoffwechsel auf Sparflamme
Nach zwei bis drei Tagen schaltet der Stoffwechsel dann jedoch auf Sparflamme. „Deshalb ist Fasten auch nur etwas für gesunde Menschen, man sollte vor Beginn einer Kur mit seinem Arzt sprechen“, rät der Experte.
„Bestenfalls geht man das Ganze auch gemeinsam mit Gleichgesinnten an“, ergänzt Gertraud Huisinga, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Bremen.
Genussmittel weglassen, mehr bewegen
Sie empfiehlt den sanften Weg: „Sich gesünder ernähren, Genussmittel weglassen, mehr Bewegen – alles das, was zwischen Weihnachtsfeiern und Kohlfahrten zu kurz kam.“
Wie das geht, wird Interessierten beispielsweise in Kursen des Diako-Krankenhauses vermittelt, wo gleich mehrmals pro Jahr Basenfasten auf dem Programm steht.
Fast nicht sündigen geht fast am Besten
„Die Teilnehmer nehmen sich fünf Tage lang dem Thema an, kochen und entspannen gemeinsam und lernen, wie man den Körper entsäuert“, so Heidrun Pundt von der Abteilung „Gesundheitsimpulse“.
Andere interpretieren Fasten so, als käme es von „fast“. Sie benutzen fast nie ihr Handy, essen fast keine Süßigkeiten und stecken sich fast keine Zigarette an – so halte man die sieben Wochen fast am Besten durch.