Der Lehrer Oliver Hartmann 8v.l.) der Schülersprecher Jan sowie Lea und Joschka aus der Schülervertretung stellten die Regeln vor.Foto: Bollmann
Schule in Bremen

Pilotprojekt zur Smartphonenutzung

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An der Oberschule Findorff in Bremen werden neue Regeln für die künftige Smartphonenutzung entwickelt: Gegenwärtig feilt eine Arbeitsgruppe an der genauen Ausgestaltung, damit schon bald abgestimmt werden kann.

Obwohl die Regeln nach einem vierwöchigen Diskussionsprozess in der Oberschule Findorff noch nicht vollständig feststehen, zeigten sich alle Beteiligten bei der „Zwischenbilanz“ zufrieden.

„Auf der Basis der Schülerregeln soll eine Arbeitsgruppe jetzt ein Konzept entwickeln, mit dem alle leben können“, berichtet der Schülersprecher Jan. Im Mai soll dann die Schulkonferenz darüber abstimmen und dann wohl die Schulordnung entsprechend ändern.

Keine einheitlichen Regeln zur Smartphonenutzung

Bei vielen anderen Bildungseinrichtungen schaut man mit Spannung darauf, was sich an der Oberschule Findorff tut: Bislang gibt es nämlich keine einheitliche Regeln. „Es gibt auch noch Handyverbote an den Bremer Schulen“, berichtet Markus Gerstmann vom ServiceBureau, der den Diskussionsprozess an der Findorffer Schule unterstützt hat.

Da gibt es im Moment immer wieder eine ungenaue Grenzziehung: „Die Regelungstiefe ist gegenwärtig groß“, berichtet der Schulleiter Uwe Lütjen. So heiße es etwa „digitale Geräte haben in der Tasche zu bleiben“ und „solche Geräte sollen erst gar nicht mitgebracht werden“, erklärt Lütjen.

Die Smartphones haben auch viele Vorzüge

Die Geräte hätten aber natürlich auch Vorzüge und die oberen Jahrgänge dürften sie in ihren Räumen nutzen, sagt der Schulleiter. Das führe in der Praxis zu einer Untertunnelung der Regeln. „Es ergebe sich ein Gesamtbild, wo jeden Tag gerungen wird“ – und so gehe es an vielen Schulen, weiß Lütjen. Dabei gibt es die Problematik bereits seit vielen Jahren.

Damit sich das ändert, haben die Schüler der unterschiedlichen Jahrgänge an der Oberschule lange über den Fluch und Segen der Smartphonenutzung in der Schule diskutiert und Regeln entworfen.

Die Handys müssen ständig lautlos gestellt sein

So soll kein Schüler ohne seine Erlaubnis aufgenommen werden, die Smartphones müssen zudem ständig auf lautlos gestellt sein und dürfen nicht in der Schule aufgeladen werden (um Schulstrom zu sparen), erläutert Jan.

Zudem darf Musik nur über Kopfhörer gehört werden – es sei denn alle im Raum können sich auf eine Musik einigen. Zudem soll es auch Smartphoneverbotszonen wie die Mensa, der Saftladen und die Toiletten geben und die Nutzung auf die Klassenräume, das Aquarium und den Schulhof beschränkt werden.

Allerdings gibt es beim Schulhof und den Fluren noch Diskussionsbedarf, da sich die Handynutzung durchaus mit den Interessen der Pausensportler beissen könne. Zusätzlich zu den Regeln haben die Schüler angeregt, dass Workshops zum Thema Handynutzung durchgeführt und die festgelegten Regeln nach einem Jahr überprüft werden sollen.

„Zum Ende haben wir ganz gut zusammengefunden“, berichtet Jan von den Jahrgangsübergreifenden Diskussionen, die jetzt von der Arbeitsgruppe weiter entwickelt werden soll.

Gelungene Abwägungen über die Smartphonenutzung

Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan, Cornelia Holsten von der Landesmedienanstalt und Lütjen zeigten sich gleichermaßen vom Diskussionsprozeß der Schüler begeistert. „Die Abwägungen von unterschiedlichen Interessen sowie von den Chancen und Risiken der Handynutzung ist sehr gelungen und das Thema in Workshops oder im Unterricht zu thematisieren finde ich auch sehr wichtig“, sagte Bogedan: „Smartphones gehören zum Alltag der Jugendlichen, deswegen kann man sie auch nicht einfach aus der Schule verbannen.“

„97 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben ein Smartphone“ unterlegte Holsten das mit Zahlen und lobte die „ultra reflektierte“ Diskussion der Schüler: „Die Regeln machen uns medienpädagogisch sehr froh, auch weil sie nicht in Stein gemeißelt, sondern wieder überprüft werden sollen.“ 

Ein Diskussionsprozess mit Vorbildcharakter

Zugleich machte sie deutlich, dass der Prozess an der Schule Vorbildcharakter hat – „bundesweit und in Bremen“. „Ich erwarte jetzt aber auch Ergebnisse“, machte Holsten mit Blick auf die Schulkonferenz deutlich.

„Die Problematik ist es wert, bis Mai noch eine Schleife zu drehen“, sagte Lütjen und zeigte sich begeistert von dem „wunderbaren Beteiligungsprozess“. „Ich habe in einer Schulkonferenz noch nie so viele Schüler – aus allen Jahrgangsstufen – reden gehört.“

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