Pro: Es ist wichtig, diese Informationen zu besitzen
Angst vor Infektionen haben viele Menschen. Gerade das monatelange Warten auf Gewissheit nach einer möglichen Ansteckung mit HIV oder Hepatitis kann persönlich und familiär zermürben und das Leben nachhaltig verändern. Polizisten erleben im Dienst den Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen.
Einige von ihnen sind gewalttätig und verletzten uns Polizisten mit Vorsatz. Beamten wird in den Mund gespuckt, sie werden gekratzt oder mehrfach ins Gesicht und in den Körper gebissen. Wir kommen mit Blut, Körpersekreten, Speichel und Körperflüssigkeiten in Kontakt. Dabei besteht Ansteckungsgefahr.
Diese kann nie ganz ausgeschlossen werden. Um aber das Risiko zu mindern oder gar anders polizeitaktisch im Sinne des Eigenschutzes vorzugehen, ist es wichtig, diese Information zu besitzen. Auch kritische Datenschützer sehen hier kein Problem in der gesetzlich geregelten Erfassung.
Jochen Kopelke, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Bremen
Contra: Scheinsicherheit auf Kosten erkrankter Menschen
In Bezug auf HIV bietet diese Liste nur Scheinsicherheit. Dort werden Menschen aufgelistet, die um ihre Infektion wissen. Diese sind üblicherweise in Therapie und nicht mehr ansteckend. Unbehandelte Personen, die nichts von ihrer Infektion wissen, findet man nicht in dieser Liste.
Die Polizei schützt sich also vor nicht-infektiösen Menschen, während bei denen mit einer hohen Viruslast kein Schutz erfolgt. Speichel zum Beispiel ist nicht HIV-infektiös. Jedoch suggeriert so eine Liste genau das und verunsichert Polizei und Bevölkerung gleichermaßen.
Der Mythos „HIV durch anspucken“ (Ein Relikt aus den frühen 80er Jahren) wird damit aufrechterhalten. Der größte Schutz bleibt fundiertes Wissen über Ansteckungswege. Die AIDS-Hilfe Bremen hat der Polizei qualifizierte HIV/HEP-Schulungen angeboten. Nachgefragt wurden sie bislang nicht.
Mario Carlo Stara, Pressesprecher der AIDS-Hilfe Bremen