Dramatischer kann ein Fußballspiel wohl kaum zu Ende gehen: In der Schlussphase des Auswärtspiels bei Bayer Leverkusen erlebten die Werder-Fans eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Hoffen und Bangen.
Erst sah Wendell auf Seiten der Gastgeber die Gelb-Rote Karte (90.), dann vergab der kurz zuvor eingewechselte Florian Kainz die Chance zum Führungstreffer (90.+2), bevor Felix Wiedwald den schwach geschossenen Elfmeter von Ömer Troprak nach Foul von Maximilian Eggestein an Benjamin Henrichs festhielt und zum Held des Abends wurde (90.+6).
Tor im Jubiläumsspiel
Eggestein wollte seinen Torwart nach der Rettungstat erst abknutschen und später zum Essen einladen. „Ich war so erleichtert. Alles wäre umsonst gewesen und es wäre meine Schuld gewesen“, so der Youngster.
Dass nicht alles umsonst war, lag nicht nur an Wiedwald, der sich in Topform befindet und in Leverkusen das dritte starke Spiel in Folge ablieferte, sondern auch an Claudio Pizarro, der in seinem 200. Bundesligaspiel für Werder, in der 76. Minute eingewechselt, nur drei Minuten später für den Ausgleichstreffer zum 1:1 gesorgt hatte.
Defensive Stabilität
Ein emotionaler Höhepunkt für die mitgereisten Werder-Fans, die während des gesamten Spiels für lautstarke Unterstützung sorgten. Zurvor mussten die Gäste dem frühen Rückstand durch Kevin Volland aus der 7. Minute hinterherlaufen.
Das machten sie auch ganz ordentlich, allerdings ohne die ganz große Torgefahr zu entwickeln. Dafür gab es einige schicke Kombinationen, der Ball lief flüssig und Werder stand auch in der Defensive, diesmal wieder mit Dreierkette, viel sicherer als zuletzt in Wolfsburg und gegen Darmstadt. „Die Leistung war deutlich besser als in den letzten Wochen“, sagte Fin Bartels und Eggestein ergänzte: „Wir konnten die Partie über weite Strecken kontrollieren.“
Nouri lobt die „Topleistung“
Es scheint tatsächlich, dass Werder gerade auswärts, wenn sie nicht die Initiative übernehmen müssen, sondern etwas abwartender spielen können, inzwischen richtig gefestigt sind. Auch der frühe Rückstand brachte sie in der BayArena nicht aus dem Konzept. Die Mannschaft blieb ihrer Linie treu und bewahrte die Nerven. „Wenn wir das noch verloren hätten, wäre es richtig bitter gewesen“, so Bartels.
Auch die Daten zum Spiel belegen, dass Werder eine gute Leistung ablieferte und sich im Gegensatz zu den äußerst glücklichen Siegen in den vergangenen zwei Spielen das Remis redlich verdient hatte. Die Torschussbilanz war nahezu ausgeglichen (12:11), die Passquote sogar identisch bei beiden Teams (84 Prozent). Werder hatte zwar etwas weniger Ballbesitz (47 Prozent), dafür aber mehr Zweikämpfe gewonnen als die Gastgeber (52 Prozent).
Auch Coach Alexander Nouri zeigte sich nach dem vierten Spiel ohne Niederlage hocherfreut: „Über weite Phasen haben wir eine Topleistung hingelegt. Toll, dass sich die Mannschaft dafür belohnt hat.“