Auf rund 200.000 Euro summieren sich nach Angaben von Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen die offenen Rechnungen für den Gas- und Wasserverbrauch in den beiden Hochhäusern. Nach Ankündigung der Wassersperre bleibt der Verwaltungsgesellschaft, laut Salmen eine Firma mit Sitz in Bremen Huchting, nun eine Frist von zwei Wochen, um die Forderungen zu begleichen. Passiert das nicht, rücken Stadtwerke-Mitarbeiter an, um zunächst die Wasserversorgung zu kappen.
Da mit Widerstand der Bewohner zu rechnen ist – größtenteils soll es sich nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung um Bulgaren und Rumänen handeln – dürfte die Aktion mit Polizeischutz über die Bühne gehen. Um sicher zu gehen, dass technisch versierte Bewohner die Sperre umgehen können, erfolgt diese außerhalb der Häuser. Anschließend werde der Zugang verschweißt, kündigt Stadtwerke Geschäftsführer Dieter Meyer an.
Notversorgung vor dem Haus
Aus humanitären Gründen werde man vor dem Haus eine Notversorgung einrichten. Entweder mit einem Tankwagen oder mit einem Standrohr mit Hähnen an einem Trinkwasser-Hydranten. Die Mieter müssten sich ihr Wasser dann mit Eimern oder Kanistern holen und gegebenenfalls bis in den siebten Stock tragen. Die Fahrstühle sind defekt.
Bereits 2015 hatten die Stadtwerke eine Wassersperre für die betroffenen Häuser angekündigt. Damals übernahm schließlich die Stadt die offene Rechnung in Höhe von 86.000 Euro. Grund seinerzeit: Da in den Häusern auch zahlreiche Minderjährige leben, sah man deren Kindswohl gefährdet.
Diese Gefahr droht zwar weiterhin, doch die Stadt ist gewappnet. Dass man erneut die Kosten vorschießen könnte, schließt Oberbürgermeister Axel Jahnz nach Abstimmung mit dem Verwaltungsausschuss aus. In Folge der Flüchtlingskrise gibt es inzwischen genügend Notunterkünfte, um die Familen unterbringen zu können, sollten die Häuser unbewohnbar werden. Das könnte nach Ansicht von Fachbereichsleiterin Petra Gerlach schon nach drei Tagen ohne Wasser der Fall sein.
Sogar Zwangsräumung denkbar
Was dann passiert, steht noch nicht fest. Sollten die hygienischen Verhältnisse oder der Brandschutz es erfordern, wäre am Ende sogar eine Zwangsräumung denkbar.
„Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Wir wissen, dass wir damit auch Unschuldige treffen“, sagte Jahnz. Das eigentliche Problem seien die Vermieter. „Das sind für mich Immobilienhaie, die auf Kosten der Menschen dort leben.“
Die Zustände in den Häusern 11 und 12 Am Wollepark werden dramatisch beschrieben: Angekokelte Wohnungstüren, angezapfte Stromleitungen, Türschlösser, die von den Bewohnern unter Strom gesetzt werden. In einigen Wohnungen sollen 20 und mehr Menschen hausen. „Wenn man nachfragt, ist immer gerade Besuch da“, berichtet Jahnz. Er selbst hatte sich vor Ort ein Bild gemacht – vorsichtshalber mit Polizeibegleitung.
Von den 86.000 Euro aus 2015 ist bis heute nur ein Teil beglichen worden. Verfahren zur Zwangsvollstreckung laufen. Dreist: Im Anschluss an die seinerzeit abgewendete Wassersperre wechselten die Verwalter auch mit der Gasversorgung zu den Stadtwerken. Offenbar waren sie der Ansicht, dass sie dann gar nichts mehr zu bezahlen bräuchten.