Gerade zur Brutzeit zeichnet sich ein Problem besonders drastisch ab, das immer latent vorhanden ist: In der Stadt gibt es eine unglaublich hohe Zahl an Katzen, die nicht nur für die ungeliebten Nager zur Bedrohung werden, sondern auch für Amphibien und die gesamte Vogelwelt.
Selbst Schmetterlinge werden von den gewandten Jägern gern kaputt gespielt. Die Umweltverbände BUND und NABU fordern die Katzenhalter daher auf, ihre Tiere am besten bis Mitte August komplett im Haus zu lassen.
Den Katzen fallen viele Tiere zum Opfer
Dem wohl liebsten Haustier der Deutschen fällt eine unglaublich hohe Zahl an Lebewesen zum Opfer: „Als sogenannte Freigänger werden Katzen aufgrund ihres ausgeprägten Jagdtriebes zu einem Problem für die Wildtiere“, weiß Biologe Bernd Quellmalz vom BUND Weser-Elbe und liefert auch Zahlen aus den USA: Dort wiesen Wissenschaftler nach, dass eine freilaufende Katze in der Stadt pro Jahr durchschnittlich 14 Wildtiere erbeutet, in ländlichen Regionen sollen es sogar mehrere hundert sein.
Diese Zahlen seien auch auf hiesige Verhältnisse übertragbar, ist sich Quellmalz sicher. Das deckt sich auch mit den hohen Zahlen einer englischen Studie, die der BUND Bremen für Deutschland hochgerechnet hat. Danach hätten die 70 Katzen eines Dorfes in einem Jahr 1.090 Beutetiere mit nach Hause gebracht, davon 35 Prozent Vögel (zur Brutzeit sogar 50 Prozent). Diese Zahlen hat der BUND auf Deutschland mit seinen geschätzten 7,5 Millionen Katzen übertragen und dabei 112, 5 Millionen Beutetiere errechnet, davon 39.4 Millionen Vögel.
Katzen sind hocheffektive Jäger
„Viele Besitzer von Freigänger-Katzen argumentieren dagegen, ‚meine Katze jagt nicht, die bringt keine Tiere nach Hause‘“, weiß der Bremer NABU-Geschätsführer Sönke Hofmann und meint:„Alles Quatsch. Auch, wenn sie nichts mit nach Hause bringt. Katzen sind hocheffektive Jäger. Die jagen alles, was kleiner ist als sie selbst.“ Damit werden sie ein Problem für die Vogelwelt: „Vögel werden leichte Beute von vollgefressenen Katern und Katzen“, weiß Hofmann. Denn oft werden die Tiere nur zu Tode „gespielt“ und dann liegen gelassen.
„Eine Freigängerkatze kann man nicht über Monate einsperren. Die dreht dann richtig am Rad“, wendet Gaby Schwab vom Bremer Tierschutzverein in der Debatte ein. Das lässt Hofmann indes nicht gelten, der selber zwei gut entwickelte Indoor-Katzen hat: „Man kann auch Outdoor-Katzen umerziehen. Da muss man aber einiges an Zeit und Geduld mitbringen.“
Ohnehin findet er es moralisch unfair, dass Katzenbesitzer ihre Schützlinge einfach unbegleitet aus dem Haus lassen: „Das würde keinem Hundebesitzer einfallen, dass sein Tier unbeobachtet zu einer Gefahr für andere Lebewesen wird.“ Deswegen findet er neben der Kastrations- auch eine Chippflicht wichtig, damit die Katze dem Besitzer zugeordnet werden kann.