70 Jahre lang konnte sich die Natur am Bunker Valentin in Farge auf 23 Hektar natürlich entwickeln. „Hier sind quasi nie Leute durchgegangen, außer auf einem schmalen Weg, der durch das Gelände führt“, sagt Dieter Mazur, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Landesverband Bremen.
Die Valentinwildnis hat sich so zu einem feuchten Sekundär-Auenwald aus Weiden, Birken und Pappeln entwickelt. Zentrale Merkmale für den naturbelassenen Wald und Gründe für die Artenvielfalt sind die zahlreichen umgestürzten Bäume und das Totholz. Ein Kennzeichen der Wildnis ist eine reiche Vogelwelt. Neben Sprecht, Blaukehlchen und Nachtigall gehört der Schilfrohrsänger zu den fliegenden Bewohnern des Waldes.
Keine Fläche in Bremen konnte sich so ungestört entwickeln
Bereits in den 70er Jahren hat eine Gruppe des BUND Gebiete in Bremen zusammengestellt, die sie als schutzwürdig erachteten. Und schon damals war die Valentinwildnis ein Teil dieser Auflistung. „Seitdem ist die Bedeutung des Waldes noch weiter gestiegen“, sagt BUND-Vorstandsmitglied Joachim Seitz.
„In ganz Bremen gibt es keine Fläche, die sich in 70 Jahren so entwickeln konnte“, ergänzt Mazur. Um die grüne Fläche zu schützen, hat sich der BUND in Bremen entschieden, diese zu erwerben. Mit Erfolg. Nach fast fünfjährigen Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben einigte man sich auf eine Kaufsumme und der BUND startete einen Spendenaufruf.
23.000 Euro benötigten die Verantwortlichen für den Kauf – 30.000 Euro sind zusammengekommen, Anfang April hat der BUND die Fläche erworben. „Neben den Mitteln für den Kauf kommen noch Nebenkosten und Geld für ein Nutzungskonzept auf uns zu“, sagt Schatzmeisterin Heidi Schirmer. Dafür werde das Spendengeld eingesetzt, das nicht für den Kauf verwendet worden ist.
Wildnis war einst Lagerplatz und Fläche für Zuwegung
Von 1943 bis 1945, der Zeit, in der der Bunker von Zwangsarbeitern errichtet worden ist, war von dem heutigen Wald noch nichts zu erkennen. Viel mehr diente das Areal als Lagerplatz für Baumaterialien und als Zuwegung. An einigen Stellen könne man heute sogar noch durch die Äste Betonbauteile von Barracken sehen, sagt Marcus Meyer, wissenschaftlicher Leiter des Projekts Denkort Bunker Valentin.
„Die Natur konnte machen, was sie wollte und dabei soll es auch bleiben“, antwortet Seitz auf die Frage zu den Plänen für das Gebiet. „Wir werden keine Pflegemaßnahmen durchführen. Es ist spannend zu sehen, was mit dem Wald passiert“, so Seitz weiter.
Valentinwildnis soll für Besucher „erlebbar“ werden
Der BUND möchte das Gelände aber „erlebbar“ machen. Derzeit befinde man sich diesbezüglich in Gesprächen mit den Verantwortlichen beim Denkort Bunker Valentin. Der BUND möchte mit dem Denkort Bunker Valentin zusammenarbeiten und über die Gegenwart und die Vergangeneheit des Areals informieren. Wie genau dies aussehen soll, stehe noch nicht fest.
Bei der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, wo das Projekt Denkort Bunker Valentin angegliedert ist, ist man froh über den Kauf des Geländes. „Es ist wichtig, dass die Fläche erhalten bleibt. Denn auch sie erzählt Geschichte“, sagt Meyer. Für ihn und auch für den BUND ist es wichtig, die Wildnis und den Bunker gemeinsam zu denken und für Besucher informativ zu gestalten.